Stammzelltherapie bei Parkinson

Erste erfolgreiche Tests bei Affen

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Ulrike Till
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Japanische Forscher haben erstmals bei Versuchen mit Affen gezeigt, dass die Behandlung mit Stammzellen bei Parkinson helfen könnte. Bis die Therapie beim Menschen zum Einsatz kommt, ist es noch ein weiter Weg.

Bei Kranken mit Parkinson sterben im Gehirn immer mehr Nervenzellen ab, die Dopamin produzieren – diese abgestorbenen Nervenzellen sind unwiederbringlich verloren. Aber vielleicht lassen sie sich durch neue, gesunde Neurone ersetzen: mit Hilfe von Stammzellen. Das hoffen Ärzte und Patienten schon lange. Wissenschaftler der Universität Kyoto haben den Ansatz nun erstmals bei Affen getestet. Und zwar mit sogenannten ips-Zellen, das sind Stammzellen, die aus umprogrammierten Körperzellen von Erwachsenen gewonnen werden.

Javaaffen (Macaca fascicularis) (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -  EPA/DAVID CHANG)
Bei der Erforschung der Stammzelltherapie kamen Javaaffen (Macaca fascicularis) zum Einsatz

Grundlagenforschung an Affen

Die japanischen Wissenschaftler haben die Stammzellen für ihr Experiment aus menschlichen Haut- und Blutzellen gewonnen; im Reagenzglas sind sie dann nach einer speziellen Behandlung zu dopaminproduzierenden Zellen herangereift. Anschließend bekamen acht Javaner-Affen mit Parkinson-Symptomen mehrere Injektionen mit den gezüchteten Zellen ins Gehirn; drei weitere Tiere wurden nur mit einer Placebo-Lösung behandelt.

Nach ein paar Monaten zeigten sich deutliche Erfolge: bei den Tieren, die Stammzellen erhalten hatten, hatten sich die Bewegungsstörungen merklich gebessert. Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass viele transplantierte Neurone im Gehirn überlebten und aktiv waren.

Noch kein Durchbruch in der Behandlung von Parkinson

Ist das nun ein Durchbruch in der Therapie von Parkinson? Für großen Jubel ist es noch zu früh, aber die Ergebnisse sind auf jeden Fall vielversprechend. Vor allem deshalb, weil die Forscher keine Anzeichen von Krebs bei den Versuchstieren entdeckt haben – eine große Sorge bei jeder Therapie mit Stammzellen. Es gab auch keine gefährlichen Abstoßungsreaktionen – allerdings mussten die Affen wie nach Organtransplantationen Medikamente schlucken, die das Immunsystem herunterregulieren.

Darstellung eines Menschenkopfes. Das Gehirn sendet Strahlen aus. (Foto: Getty Images, Thinkstock -)
Medikamente sind in der Regel keine Dauerlösung für die Behandlung von Parkinson

Im Schnitt wirkten die Stammzellen bei den Affen so gut wie die üblichen Medikamente gegen Parkinson – warum braucht man dann überhaupt Stammzellen, könnte man fragen. Doch Dopaminersatzstoffe können Patienten nur einige Jahre helfen, danach bleibt nur die sogenannte Tiefe Hirnstimulation als riskante Alternative.

Stammzelltherapie bei Parkinson - teuer und noch wenig erforscht

Doch viele wichtige Punkte sind noch offen: ein Versuchstier musste eingeschläfert werden, weil sich zu viel Gas im Bauchraum bildete – hängt das mit der Behandlung zusammen? Außerdem erkranken Affen normalerweise überhaupt nicht an Parkinson – bei den Versuchen wurden die Dopaminzellen deshalb chemisch ausgeschaltet. Bei Parkinson-Patienten gehen sie dagegen allmählich zugrunde.

Wirken Stammzellen auch hier, über viele Jahre – ohne dass Tumore wachsen? Entscheidend sind erste Testreihen mit menschlichen Probanden, Pilotstudien sind bereits geplant. Eine Heilung wird aber vermutlich auch auf diesem Weg nicht möglich sein – Dopamin spielt zwar eine Schlüsselrolle bei Parkinson, doch es gibt noch weitere Störungen im Zentralen Nervensystem. Davon abgesehen wären die Behandlungskosten extrem hoch: egal, ob man für die Therapie Spenderzellen oder körpereigene Zellen von Patienten nutzt. Die astronomischen Kosten könnten noch lange die entscheidende Hürde sein.

Hände eines Parkinson-Kranken (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -)
Rund 300.000 Menschen in Deutschland leiden an Parkinson