18.5.1948

Wiedereröffnung der Paulskirche – 100 Jahre nach Nationalversammlung

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SWR2 Archivradio
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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Erinnerung an Nationalversammlung von 1848 in der Frankfurter Paulskirche

1848 und 49 wurde in der Frankfurter Paulskirche die Nationalversammlung abgehalten. Sie schuf eine Verfassung und bildete das vorläufige Parlament des kurzlebigen Deutschen Reichs, das nach der Deutschen Revolution 1848 entstanden war.

Nachdem die Nationalversammlung am Widerstand Preußen jedoch scheiterte, wurde das Gebäude zunächst wieder als Kirche genutzt.

Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, nach dem Krieg wieder aufgebaut

1944, bei einem britischen Luftangriff im Zweiten Weltkrieg brannte die Paulskirche völlig aus. Nach dem Krieg war sie eines der ersten historischen Gebäude, die wieder aufgebaut wurden. Allerdings anders als vorher. Ihrem Innern sieht man seitdem kaum noch an, dass es sich einmal um eine Kirche gehandelt hat.

Wiedereröffnung der Paulskirche 1948

Der rasche Wiederaufbau ermöglichte es, dass die Paulskirche zum 100. Jahrestag der Nationalversammlung am 18. Mai 1948 wiedereröffnet werden kann. Viele Rundfunksender übertragen die Feierstunde live.

Mit einem Festakt am 18. Mai 1948 fand die Jahrhundertfeier der Paulskirche in Frankfurt am Main ihren Höhepunkt. 100 Jahre zuvor hatte hier die Frankfurter Nationalversammlung getagt. Die Eröffnungsrede hilt der Frankfurter Oberbürgermeisters Dr. Walter Kolb. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / dpa DENA | dpa DENA)
Mit einem Festakt am 18. Mai 1948 fand die Jahrhundertfeier der Paulskirche in Frankfurt am Main ihren Höhepunkt. 100 Jahre zuvor hatte hier die Frankfurter Nationalversammlung getagt. Die Eröffnungsrede hilt der Frankfurter Oberbürgermeisters Dr. Walter Kolb.

Oberbürgermeister Walter Kolb begrüßt, Dichter Fritz von Unruh hält Festrede

Nach der Begrüßungsrede von Frankfurts Oberbürgermeister Walter Kolb hält der Schriftsteller und Maler Fritz von Unruh eine Festansprache. In deren Verlauf erleidet er jedoch einen Schwächeanfall und muss seinen Vortrag unterbrechen. Das Orchester übernimmt (dieser Part ist in der Aufnahme gekürzt). Zur Überraschung der geladenen Gäste tritt Unruh anschließend nochmals ans Rednerpult und führt seinen Vortrag zu Ende.

Geschichte Die Frankfurter Paulskirche – Wiege der deutschen Demokratie

Am 18. Mai 1848 tagte das erste, frei gewählte deutsche Parlament in der Paulskirche – ein revolutionäres Ereignis. Heute erinnert in der Kirche wenig daran. Das soll sich ändern.

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Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Frankfurter Auschwitz-Prozess

28.8.1964 Auschwitzprozess: Ärzte im "Zigeunerlager" – Der Name "Mengele" taucht auf

28.8.1964 | Der erste Auschwitzprozess fand zwischen 1963 und 1965 in Frankfurt am Main statt. Zu den zentralen Themen des ersten Auschwitzprozesses gehörte die Frage, welche Ärzte die "Selektion“ betrieben haben. Damit ist die Aussonderung von kranken und alten Gefangenen gemeint, die unmittelbar der Tötung zugeführt werden sollten. Bei den Selektionen waren meist Ärzte dabei; ihnen oblag die Entscheidung über Leben oder Tod.
Die Vernehmung des Zeugen und späteren Nebenklägers Aron Bejlin durch Richter Hans Hofmeyer am 28. August 1964 dreht sich um diese Frage. Bejlin war selbst Arzt und lebte in seiner Häftlingsbaracke mit anderen Ärzten zusammen. In unmittelbarer Nachbarschaft befand sich das "Zigeunerlager“, wo laufend Selektionen stattfanden. Innerhalb kurzer Zeit, so der Zeuge, waren alle Zigeuner vernichtet. Im Lagerjargon gab es den "Goebbels-Kalender“ – ein makabrer Begriff für jüdische Feiertage, an denen die SS besonders viele Vergasungen unternahm.
Aron Bejlin wurde, wie viele Ärzte unter den Häftlingen, zu pflegerischen Aufgaben abgestellt und berichtet von 40 griechischen Jungs, die er mit seinen primitiven Verbandsmaterialien nicht versorgen konnte. Den Kindern hatte der Lagerarzt Horst Schumann mit Röntgenstrahlen die Hoden verbrannt.
Bejlin erwähnt mehrmals in der Vernehmung den Lagerarzt Josef Mengele. Er ist heute für seine medizinische Experimente an Gefangenen berüchtigt und rückte erst durch diesen Prozess ins Bewusstsein der Strafverfolgung. Mengele starb unbehelligt 1979 in Südamerika.

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