Im Interview mit Fritz Glaser schildert Sefton Delmer seine Erlebnisse. Dem Briten fiele es leicht, sich in Frankreich als Deutscher auszugeben, weil er die deutsche Sprache akzentfrei beherrsche. Mit Lodenmantel und Jägerhütchen war er er nach Frankreich „gebraust“ und überrascht worden von der „Freundlichkeit und Gütigkeit“ der Franzosen. Er hätte das zuvor immer nur für „Propaganda-Getuschel“ gehalten.
Für den britischen Journalisten war die ihm entgegengebrachte Freundschaft echt. Sie sei jedoch weniger eine Sache des Herzens. Es sei vielmehr eine „marriage de convenance“, eine Zweck-Ehe.
Besuch im Vernichtungslager Natzweiler-Struthof
Den großen Test machte er beim Besuch im Vernichtungslager Natzweiler-Struthof. Er berichtet, dass die jungen Leute die Gräuel, die dort geschahen, nicht in Zusammenhang mit der Gegenwart brachten. Da sei ein Strich drunter gewesen. Selbst der Mann, der durch das Lager führte und ehemals Mitglied der Résistance gewesen sei, äußerte keinen Kriegshass. Er spreche deutsch und sei deutsch-freundlich eingestellt gewesen.
Delmer glaubt auch, dass die deutsch-französische Freundschaft länger andauern werde als die Amtszeit von Adenauer und Charles de Gaulle, da sie vor allem auf wirtschaftlicher Basis gegründet wurde. Solange Frankreich und Deutschland wirtschaftlich, militärisch und kulturell zusammenarbeiteten, würde die Freundschaft bestehen.
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