21.8.1919

Reichspräsident Friedrich Ebert wird vereidigt

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SWR2 Archivradio
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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Der SPD-Politiker Friedrich Ebert wird im Februar 1919 erster Reichspräsident der Weimarer Republik. Er hat maßgeblich den Umbau von der Monarchie zur parlamentarischen Demokratie vorangetrieben. Dazu gehört auch die Weimarer Verfassung. Weimar deshalb, weil die Nationalversammlung wegen der Unruhen in Berlin ihren Plenarsaal ins Nationaltheater Weimar verlegt hatte.

Freiheit – das Wesen der Verfassung

Am 31. Juli 1919 wird die Verfassung verabschiedet und drei Wochen später, am 21. August, wird Friedrich Ebert auf diese Verfassung vereidigt. Das Wesen dieser Verfassung sei die Freiheit, betont Ebert in seiner Ansprache nach der Vereidigung.

Ansprache von Friedrich Ebert im Wortlaut

"Herr Präsident, ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben. Ich danke Ihnen ganz besonders dafür, dass Sie in Ihren Worten Erinnerungen an unsere gemeinsame engere liebe Heimat mitklingen ließen.

Meine Damen und Herren, Sie vertreten alle Gaue Deutschlands. Das aber müssen wir uns erhalten, wenn wir unser Vaterland auf Grundlagen aufbauen wollen, die unvergänglich und unzerstörbar sein sollen: die innige Liebe zur Heimat, zum Volksstamm, dem der Einzelne entsprossen ist. Und dazu soll kommen die heilige Arbeit am Ganzen. Das Sich-in-Dienst-stellen in die Interessen des Reichs.

Da löst sich der Widerspruch zwischen Gesamtstaat und Einzelstaat. Da in der engeren Heimat liegt die Quelle unserer Kraft. In der weiteren, in der großen Heimat das Ziel und der Kern unserer Arbeit.

In diesem Geiste lassen Sie mich zu meinem Teil die Verfassung halten, vertiefen und schützen. Das Wesen unserer Verfassung soll vor allem Freiheit sein. Freiheit für alle Volksgenossen. Aber jede Freiheit, an der mehrere teilnehmen, muss ihre Satzung haben. Diese haben Sie geschaffen. Gemeinsam wollen wir sie festhalten.

Aus ihrem Vertrauen bin ich an die erste Stelle im Deutschen Reich bestellt worden. In Ihre Hand habe ich das Gelöbnis abgelegt, die von Ihnen für das deutsche Volk geschaffene Verfassung treu zu wahren. Ihr Vertrauen wird mir die Kraft geben, immer der Erste zu sein, wenn es gilt, Bekenntnis und Zeugnis abzulegen für den neuen Lebensgrundsatz des deutschen Volkes: für Freiheit, Recht und soziale Wohlfahrt."

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