Michail Gorbatschow wird auf der Krim festgehalten
Mit seinen demokratischen und marktwirtschaftlichen Reformen in der Sowjetunion macht sich Präsident Michail Gorbatschow viele Gegner auch in der eigenen Kommunistischen Partei, der KPdSU. Gorbatschow will die Sowjetunion zusammenhalten, aber den nicht-russischen Republiken dabei mehr Eigenständigkeit erlauben. Dies soll in einem Vertrag am 20. August 1991 besiegelt werden. Doch dazu kommt es nicht.
Gorbatschow, der in den Tagen zuvor Urlaub auf der Krim macht, wird am 19. August 1991 festgehalten, ein selbsternanntes Staatskomitee erklärt in Moskau den Ausnahmezustand. Bei den Putschisten handelt es sich um hochrangige Parteimitglieder, unter ihnen Gorbatschows Vize Gennadi Janajew.
Putsch gegen Gorbatschow scheitert, aber Boris Jelzin gewinnt an Macht
Es ist der Beginn einer turbulenten Woche, an deren Ende der Putsch zwar beendet ist und Gorbatschow wieder im Amt, doch das Machtzentrum wird sich zum russischen Präsidenten Boris Jelzin verlagern und die baltischen Staaten sowie die Ukraine werden ihre Unabhängigkeit erklären.
Chronik der Ereignisse
Unsere Chronik beginnt mit den Nachrichten am 19. August 1991, die sowohl auf den Putsch eingehen als auch auf die Sorgen in den baltischen Republiken und auf die noch immer in Ostdeutschland stationierten Truppen der sowjetischen Streitkräfte.
Neben den Nachrichten produzieren die ARD-Korrespondenten in Moskau zahlreiche Berichte und Reportagen. Aktuelle Berichte aus den Auslandsstudios waren damals nur telefonisch möglich.
Zwei Tage später, 21. August 1991. Der Putsch schwächelt, die Putschisten verlieren an Rückhalt, auch in der Armee. Der Präsident der Russischen Republik, Boris Jelzin, fordert die Rückkehr Gorbatschows an die Staatsspitze und ruft die Bürger zu Demonstrationen und zum Generalstreik auf. Mit Erfolg.
Der Putsch hatte das Ziel, Gorbatschows Politik rückgängig zu machen und zu verhindern, dass die Republiken am Rand zu eigenständig und selbstbewusst werden. Erreicht hat er das Gegenteil.
Unabhängigkeit der baltischen Staaten anerkennen? – Deutschland diskutiert
Aufgeschreckt durch den Putsch erklärt die baltische Republik Estland ihre Unabhängigkeit. Litauen und Lettland hatten das schon zu Jahresbeginn getan und tun in den Tagen des Putsches alles, um sie zu verteidigen. Denn bisher haben nur sehr wenige Staaten ihre Souveränität anerkannt. In Deutschland wird darüber diskutiert.
Später am Tag zeichnet sich ab: Der Putsch ist zu Ende, die Putschisten auf der Flucht.
22. August 1991: Gorbatschow ist zurück in Moskau – doch gefeiert wird der russische Präsident Boris Jelzin. Gorbatschows Macht ist erkennbar angeschlagen.
23. August 1991: Gorbatschow und Jelzin erklären, sie wollten sich künftig die Macht teilen. Boris Jelzin verbietet die Kommunistische Partei in Russland. Die baltischen Staaten fordern den Westen auf, ihre Unabhängigkeit anzuerkennen.
24. August 1991: Gorbatschow tritt als Generalsekretär der KPdSU zurück, behält aber das Amt des Präsidenten.
Auch Ukraine erklärt Unabhängigkeit
25. August 1991: Nach dem gescheiterten Putsch ist die Sowjetunion in Auflösung, neben den baltischen Staaten hat auch die Ukraine ihre Unabhängigkeit erklärt; das wird in den Berichten dieser Tage allenfalls am Rande erwähnt. Die Medien interessieren sich vor allem für die Entwicklung im Baltikum.
Die Entwicklung nimmt ihren Lauf. Kurz vor Weihnachten des Jahres 1991 ist die Sowjetunion Geschichte.