Sollen Reichstagsdebatten im Rundfunk übertragen werden? Darüber gingen die Meinungen 1930 auseinander. Reichstagspräsident Paul Löbe (SPD) hat eine klare Haltung: Ja!
Von den Reichstagsdebatten der 1920er-Jahre existieren keine Aufnahmen. Erst seit 1930 wurden sie auf Wachswalzen festgehalten. Aber soll man sie im Rundfunk übertragen?
Viele Abgeordnete sind 1930 noch dagegen. Doch Paul Löbe, SPD-Politiker und seit 1925 Reichstagspräsident, spricht sich dafür aus. Er geht am 12. Juni 1930 auf die Argumente der Gegner ein, durchsetzen kann er sich letztlich aber nicht: Zwar werden die Debatten von nun an auf Wachswalzen festgehalten, doch die Übertragung im Rundfunk lehnt der Ältestenrat ab.
1932 kommt es zu einem regelrechten Eklat, als Abgeordnete der Deutschen Nationalen Volkspartei erfahren, dass eine Rede von Reichskanzler Brüning im Rundfunk übertragen wurde.
9.2.1931 Die NSDAP droht und verlässt das Parlament
9.2.1931 | Der Nationalsozialist Franz Stöhr erklärt den Vertretern des Zentrums: "Es kommt der Tag, und er kommt sehr bald, an dem Ihnen für Ihr schamloses Verhalten die Quittung ausgestellt werden wird, die Sie verdienen!" Die NSDAP-Abgeordneten stehen auf, rufen "Heil!" und verlassen, das Horst-Wessel-Lied singend, den Saal. Die kommunistische Fraktion fängt dann auch an zu skandieren, nämlich "Prolet erwache!"
16.10.1931 Reichskanzler Brüning geht auf Adolf Hitler zu
16.10.1931 | In seiner Rede über die Notverordnungen schlägt Heinrich Brüning milde Töne an. Er dankt allen Fraktionen für die "Vornehmheit", die sie ihm bei aller Kritik entgegengebracht hätte – auch dem "Führer", der dem Parlament gar nicht angehört.