13.1.1991

Lothar Späth tritt nach "Traumschiff-Affäre" zurück

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SWR2 Archivradio
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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Baden-Württemberg: Lothar Späth stolpert über die "Segeltörn-Affäre"

Am 13. Januar 1991 tritt Lothar Späth zurück. Es ist nach Hans Filbinger der zweite Rücktritt eines baden-württembergischen Ministerpräsidenten – wenn auch die Gründe völlig andere sind. Bei Filbinger war es die Nazi-Vergangenheit, bei Lothar Späth waren es vor allem von befreundeten Unternehmen bezahlte Privatreisen in seiner Amtszeit.

Der beliebte Ministerpräsident der CDU wehrte sich – vergebens

Späth war an sich in der Bevölkerung beliebt, holte regelmäßig für die CDU im Land die absolute Mehrheit. Doch die durch Presserecherchen zutage getretenen Vorwürfe machen ihm zu schaffen.

Am Tag vor seinem Rücktritt versucht Lothar Späth, sich noch einmal zu wehren:

"Der Späth lässt sich nicht kaufen. Der Späth ist kein Playboy. Der Späth ist nicht bestechlich. Der Späth hat noch eine Menge Urlaub gut aus den letzten zwölfeinhalb Jahren. Und ich weiß wenige Politiker, die so wenig ihren Urlaub in Anspruch nehmen wie ich, und die noch große Teile ihres Urlaubs benutzen, um zu arbeiten. Man kann mir alles vorwerfen! Aber dass ich meinen 16-Stunden-Tage in zwölfeinhalb Jahren allzu oft unterbrochen hätte für Bequemlichkeit und schönes Leben, kann wirklich niemand sagen. Und deshalb meine ich, ich habe Anspruch, in dieser Frage fair behandelt zu werden. Und mehr will ich nicht."

Doch auch dieser Stellungnahme schafft es Lothar Späth nicht, sich im Amt zu halten – am Abend des folgenden Tages tritt er zurück:

"Was ich nicht will – und das ist der Grund meiner Entscheidung: Ich möchte dieses Amt, dieses Land und die Aufgabe der Regierung nicht verletzen."

Georg Weisenberger, Reporter beim Süddeutschen Rundfunk, zieht eine Bilanz zu Lothar Späth und seiner Amtszeit.

Der baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger (rechts) mit Innenminister Lothar Späth auf einer Pressekonferenz am 8. Juli 1978 in Stuttgart. Filbinger sieht keinen Grund für einen Rücktritt. Am 7. August allerdings tritt der dann doch zurück. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture-alliance/ dpa | DB Karl Staedele)
Der baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger (rechts) mit Innenminister Lothar Späth auf einer Pressekonferenz am 8. Juli 1978 in Stuttgart. Filbinger sieht keinen Grund für einen Rücktritt. Am 7. August allerdings tritt der dann doch zurück. picture-alliance/ dpa | DB Karl Staedele Bild in Detailansicht öffnen
Am 16.8.1978 wird der baden-württembergische Innenminister Lothar Späth von der CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag zum Nachfolger des zurückgetretenen Ministerpräsidenten Filbinger gewählt picture alliance / dpa | Norbert Försterling Bild in Detailansicht öffnen
Pressekonferenz in Stuttgar: Der baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth (CDU) trat am 13. Januar 1991 zurück. Er legte sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Späth zog damit die Konsequenzen aus der sogenannten "Segeltörn-Affäre" und den damit verbundenen Vorwürfen, er habe sich Privatreisen von der Industrie bezahlen lassen. picture-alliance / dpa | Norbert Försterling Bild in Detailansicht öffnen

Baden-Württembergs Ministerpräsident muss 1978 zurücktreten Die Filbinger-Affäre

Am 7.8.1978 tritt Hans Filbinger als Ministerpräsident von Baden-Württemberg zurück. Auslöser waren Enthüllungen über Todesurteile in seiner Zeit als Marinerichter. Der Dramatiker Rolf Hochhuth hatte Filbinger als „furchtbaren Juristen“ bezeichnet.

Die Union CDU und CSU – Geschichte zweier Volksparteien

Die Union war seit Bestehen der Bundesrepublik von allen Parteien am häufigsten an der Regierung. Und sie stellte mit Adenauer, Kohl und Merkel die Rekordhalter im Kanzleramt. Doch ihre Geschichte wurde auch immer begleitet von Affären.

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