7.6.1971

Bestochene Spieler – Bundesliga-Skandal fliegt bei Geburtstagsparty auf

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SWR2 Archivradio
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Gábor Paál
Gábor Paál (Foto: SWR, Oliver Reuther)

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Horst-Gregorio Canellas überrascht mit Tonbandaufnahmen

Bundesligaprofis werden heimlich dafür bezahlt, dass sie Spiele verlieren – ein solcher Skandal fliegt 1971 auf. Ein Vereinspräsident lässt die Bombe platzen: Horst-Gregorio Canellas von Kickers Offenbach. Er feiert am 6. Juni 1971 seinen 50. Geburtstag und lädt prominente Gäste ein: Nationaltrainer Helmut Schön, die Spitze des DFB und die wichtigsten Vertreter der Sportpresse.

Canellas ist nicht so richtig nach Feiern zumute. Am Vortag waren die Offenbacher Kickers aus der Bundesliga abgestiegen. Doch er will sich nicht bemitleiden lassen und überrascht die Anwesenden mit Tonbandaufnahmen, die nach seiner Auffassung beweisen, dass Spielerbestechung in der Bundesliga gang und gäbe sei, gerade in den letzten Wochen des Abstiegskampfs.

Am nächsten Tag ist das Thema in allen Zeitungen und für den Südwestfunk berichtet Fritz Heinrichs.

Enthüllung bei einer privaten Feier

Dass der Kölner Torwart Manfred Manglitz für Geld empfänglich ist, wusste Canellas von einem vorausgegangenen Fall. Gleichzeitig mit der Enthüllung des Skandals erklärt Canellas seinen Rücktritt als Präsident von Kickers Offenbach. Doch auch er muss sich Fragen gefallen lassen. Warum ist er so vorgegangen? Denn Spielerbestechung aufzudecken, indem man sie in eine Falle lockt, ist nicht gerade ein sauberes Vorgehen. Und warum enthüllt er den Skandal auf einer privaten Geburtsfeier, statt die verantwortlichen Vereine oder den DFB damit zu konfrontieren?

Bevor der Süddeutsche Rundfunk Canellas mit diesen Fragen konfrontiert, spielt der Sender noch das zweite Tonband.

Nach und nach kommt heraus, dass es mindestens seit April 1971 Geldzahlungen an Spieler verschiedener Vereine gegeben hat. Einen Monat später wird Torwart Manglitz vom 1. FC Köln fristlos entlassen.

Nachdem Canellas bereits zurückgetreten war, wurde er nachträglich noch vom DFB-Sportgericht für alle Ämter gesperrt. Er widmete sich fortan wieder seinem Großhandelsbetrieb in Frankfurt. Sechs Jahre später war er übrigens unter den Passagieren der von Terroristen entführten Lufthansa-Maschine "Landshut".

Archiv des SWR: W0377511 und W0076233

Entführung der "Landshut"

17.10.1977 Funksprechverkehr mit der entführten Lufthansa-Maschine "Landshut"

17.10.1977 | Ein arabisches Terrorkommando hat die Lufthansa-Maschine "Landshut" entführt, um RAF-Mitglieder freizupressen. Die Entführer verhandeln per Funk. Die GSG9 befreit die Geiseln. | RAF

18.10.1977 Sondersendung: Befreiung der Geiseln in Mogadischu

18.10.1977 | Deutsche Spezialeinheiten haben die entführte "Landshut" gestürmt. Regierungsvertreter danken der GSG 9 für die Befreiung der Geiseln. Hanns-Martin Schleyer ist noch immer gefangen.

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