Das neue WC des Uhrmachers Cumming hatte als sensationelle Neuerung ein S-förmiges Abflussrohr unter der Schüssel. Dieser Siphon diente als Geruchs-Verschluss.
Aborterker, Nachttopf, Abtritt: im Mittelalter stank es bestialisch
Der mittelalterlichen „Aborterker“ hatte herzlich wenig mit heutigen kulturellen Standards zu tun. Der Burgbewohner saß auf einem Brett mit einem Loch, macht seine Notdurft, und die rutschte herunter, die Mauer entlang, in den Graben. Oder sonst wohin. So war der Adel. Die Bürger in den Städten kippten den Inhalt ihres Nachttopfs auf die Gasse oder benutzen den „Abtritt“ auf der Rückseite des Hauses. Es stank bestialisch. Überall.
Im Hinblick darauf war es ein wesentlicher hygienischer Fortschritt, als der britische Uhrmacher und Mathematiker Alexander Cumming am 3. Mai 1775 in London das erste „WasserClosett“ zum Patent anmeldete. Er hatte ein sogenanntes „Schieberklosett“ mit einem darüber montierten Spülwasserreservoir entwickelt. Ein Metallschieber verschloss den Schüsselablauf zum Schutz vor Ratten.
Die wesentliche Neuerung Cummings aber war ein unter die Schüssel montiertes S-förmiges Abflussrohr, in dessen Krümmung sich immer ein Rest Spülwasser staute und so als Geruchsverschluss diente: Der bis heute bekannte „Siphon“ war geboren. Die Erfolgsstory des WC’s, sprich: des „Wasser-Closetts“ konnte beginnen.
Schon Königin Elizabeth I. hatte 1596 eine Toilette mit Wasserspülung
Jede Erfindung steht auf den Schultern der Ideen vorangegangener Generationen. Und man muss davon ausgehen, dass sich WC-Erfinder Cumming von Sir John Harrington inspirieren ließ. Der Patensohn von Königin Elizabeth I. hatte bereits im Jahre 1596 eine Toilette mit Wasserspülung, Spülkasten und Ventil in seinem Hause und später auch im Palast der Königin installiert. Was allerdings fast 200 Jahre lang folgenlos blieb.
Vielleicht auch deshalb, weil Harringtons Prototyp längst nicht die zeitgenössische Expertise und Genialität der Hygieniker des alten Rom repräsentierte. Bereits die Stadterneuerung des Kaisers Augustus hatte das Entstehen kommunikativer Bedürfnisanstalten befördert. Man saß Seite an Seite auf Sitzbänken über einem Abwasserkanal, parlierte, defäzierte und genoss den neuen Komfort: Toiletten mit fließend Wasser und die dazugehörigen Abwasserkanäle waren also schon im Römischen Reich bekannt – nur war dieses Reich nicht von Dauer.
Erst im 20. Jahrhundert wurde das WC in der westlichen Welt zum Standard
Zurück blieb die Notdurft. Und die brauchte viele Jahrhunderte, bis sie auf Hygienestandards traf, die auch nur annähernd den Latrinen Roms entsprachen.
Man schrieb den 3. Mai 1775 als der Brite Alexander Cumming das erste WasserClosett patentieren ließ. Doch war dies erst ein Anfang. Nachttopf, Leibstuhl und Donnerbalken blieben auch weiterhin in Gebrauch. Es brauchte noch die bis ins 20. Jahrhundert andauernde Entwicklung von Wasserversorgung und Kanalisation, bevor das WasserClosett des Erfinders, zumindest in der westlichen Hemisphäre, allen Bürgern zur Verfügung stand. Und en passant zum inspirierenden Kulturgut wurde.