Klimawandel und die Folgen

Wälder vor Feuer schützen

Stand
AUTOR/IN
Piotr Heller
ONLINEFASSUNG
R. Kölbel

Es gibt Wege, um Waldbrände zu verhindern und zu bekämpfen. Sie reichen von clever gepflanzten Bäumen über Weltraumtechnik bis hin zu Feuer, welches die Feuerwehr selbst legt.

.Der Klimawandel wird Wetterkonstellationen begünstigen, die auch in Deutschland zu lang anhaltenden Dürren oder Hitzewellen führen können.

Bewährte Mittel nur selten im Einsatz

Marcus Lindner erforscht am European Forest Institute unter anderem den Einfluss des Klimawandels auf Wälder. Im Kottenforst südlich von Bonn sind die Kronen der Kiefern, Buchen und Eichen so dicht, dass kaum Sonnenlicht auf den Waldboden fallen kann. Anders als in einem reinen Kiefernwald wächst hier unter den Baumkronen im Sommer nichts. Ein Feuer würde sich kaum ausbreiten.

Doch Baumbestände kann man nicht immer nach Brandschutz - Kriterien anpassen. Deshalb werden auch andere Tricks genutzt: So kann man zum Beispiel Waldränder zusätzlich umpflügen und Wälder so von Bahnstrecken oder Straßen abschirmen.

Das sind bewährte Mittel. Aber sie werden zu selten eingesetzt, bedauert Lindner. Wahrscheinlich weil es in Deutschland in den letzten Jahrzehnten kaum verheerende Waldbrände gab. Das könnte sich durch den Klimawandel ändern.

Höchste Zeit, alle verfügbaren Techniken und Methoden zur Waldbrandverhinderung und - bekämpfung zusammenzutragen:
Auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist beteiligt. Mit Kameras zur Waldbranderkennung, die mit Weltraumtechnik arbeiten: So können sie Rauch erkennen und die GPS-Daten dann beispielsweise an die Waldbrandüberwachungszentrale in Lüneburg übermitteln.

Insgesamt 17 solcher Kameras überwachen von Türmen aus die Waldbrandregionen Niedersachsens. Deutschlandweit sind es 180. An Tagen mit einer höheren Waldbrandgefahr arbeiten fünf Leute in der Lüneburger Zentrale und geben die Meldungen des Systems an die Feuerwehr weiter. Normalerweise sind es etwa 200 Brände pro Jahr. Im Rekordsommer 2018 waren es sogar über 500. Meistens brennt Heideland, manchmal ein Acker, manchmal Wald.

Moderne Praktiken noch nicht verbreitet

Die Feuerwehren in Deutschland sind laut Experten taktisch und technisch nicht gut auf Waldbrände vorbereitet. Innenminister Seehofer hat auf diese Kritik reagiert und eine bundesweite Strategie angekündigt. Derzeit bringen aber nur eine Handvoll Vereine Feuerwehrleuten moderne Taktiken der Waldbrandbekämpfung bei.

Brennendes Schilf auf der Insel Reichenau. Drei Feuerwehrmänner versuchen die Flammen zu löschen. (Foto: Pressestelle, Freiwillige Feuerwehr Reichenau / Thomas Baumgartner)
Brennendes Schilf auf der Insel Reichenau. Drei Feuerwehrmänner versuchen die Flammen zu löschen.

Der freiwillige Feuerwehrmann Dennis Stegmann vom Verein Waldbrandteam hat ein Planspiel für Waldbrände entwickelt. "Der Wind kommt von Norden". Darin finden sich Szenarien, in welchen die Feuerwehrmänner selbst Feuer legen, um Brennmaterial zu vernichten und damit ein Hindernis für das echte Feuer zu setzen. Stegmann und seine Kollegen kennen solche Taktiken aus den USA und Portugal. Dort helfen sie manchmal bei Waldbränden aus und besorgen sich das nötige Werkzeug.

Dennis Stegmann schraubt jetzt ein Rohr auf etwas, das aussieht wie ein kleiner Feuerlöscher, aber tatsächlich genau das Gegenteil davon ist. Denn mit dieser Flämmkanne kann Stegmann Schneisen in die Landschaft brennen. Außerdem trägt der Waldbrandexperte leichte Kleidung und hat Harken und Schaufeln dabei, mit denen er Sand auf Flammen werfen kann.

Einfache Mittel und Hightech zusammen

Während die Ausrüstung der Feuerwehrmänner aus schlichten Mitteln bestehen kann, nutzt man heute Hightech, um Einsätze effizient zu planen. Beim jüngsten Brand in Lübtheen wurden Aufklärungsflugzeuge mit Wärmebildkameras genutzt, um den Einsatzleitern einen Überblick zu geben. Sie konnten so die richtige Taktik wählen und ihre Leute am Boden besser führen.

Stand
AUTOR/IN
Piotr Heller
ONLINEFASSUNG
R. Kölbel