Forschen im ewigen Eis

Dem Klimawandel auf der Spur

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INTERVIEW
Ralf Caspary im Gespräch mit Helene Hoffmann
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Susanne Paluch

Die Kaiserslauterner Physikerin Helene Hoffmann arbeitete über ein Jahr lang auf der Neumayer-Station in der Antarktis. Zusammen mit ihren Kollegen sammelte sie wichtige Daten, die auch etwas über die Erderwärmung aussagen.

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Die Aula auf einen Blick:

  • Steigt die Konzentration der Treibhausgase?

Die Treibhausgase steigen natürlich an, das kann man auch in der Antarktis sehen.

Wir haben auf der Station ein Gerät, das sekündlich den CO2-Gehalt der Luft misst. Im Winter 2017 lag die Messung bei ungefähr 400 ppm, also parts per million.

Ich habe jeden Tag auf Messgerät geschaut - und innerhalb eines Jahres ist dieser Wert tatsächlich von 400 ppm auf 403 bzw. 404 ppm angestiegen.

Das ist richtig viel, wenn man sich überlegt, dass wir vor der industriellen Revolution bei 280 ppm lagen. Jetzt beträgt der Anstieg jährlich fast 1 Prozent. (Helene Hoffmann)

  • Zeigt sich die Gletscherschmelze bei der Neumayer-Station ?

Nein, dort noch nicht. Das bedeutet aber nicht, dass die Schmelze nicht da ist. Die Antarktis ist sozusagen zweigeteilt in die "Westantarktis" und in die "Ostantarktis".

Die Westantarktis ist dieser kleine Zipfel, der an der Arktis dranhängt und Richtung Südamerika hochzeigt.

Dort ist Klimawandel live zu beobachten.

Gletscherschmelze in der Antarktis (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / AP Photo)
Gletscherschmelze in der Antarktis: Das Foto zeigt Aufnahmen der NASA vom 10.12.2013 und vom 11.03.2014.

Das ist der Teil der Arktis, von der man immer wieder hört, dass die großen Eisschelfe abbrechen und Eisberge ins Meer fallen.

Die Neumayer-Station befindet sich in dem sogenannten ostantarktischen Teil. Das ist dieser große runde Teil mit einem dicken Eispanzer.

Dieser Teil ist von einer Erwärmung noch mehr oder weniger unberührt. Das liegt aber vor allem daran, dass dieses ganze System unglaublich träge reagiert.

D.h. der Klimawandel wird dort auch ankommen und massive Auswirkungen haben, aber vermutlich erst in 50 oder 100 Jahren. (Helene Hoffmann)

  • Gibt es auch in der antarktischen Luft richtigen Dreck?

Dreck ist relativ. Es wird Ruß gemessen. Im antarktischen Sommer findet man Rußpartikel, die nicht nur menschengemacht sind, sondern auch von großen Waldbränden und Biomasseverbrennung in Südamerika dorthin transportiert werden.

Brände im Amazonas (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/Christian Niel Berlinck/ICMBio/dpa)
HANDOUT - 14.08.2019, Brasilien, Chapada dos Guimaraes: Auf diesem vom Chico Mendes Institut zum Schutz der Artenvielfalt zur Verfügung gestellten Bild beobachtet eine Gruppe die Flammen bei einem Waldbrand im Naturpark Chapada dos Guimaraes. Seit Wochen wüten Tausende Feuer im Amazonasgebiet und den angrenzenden Steppengebieten.

Im Winter ist die Antarktis meteorologisch sehr stark abgeriegelt. Da bildet sich ein Wirbel, der sogenannte polare Vortex. Das ist ein Hochdruckgebiet, das die Antarktis praktisch von allem anderen Wetter außen herum abschottet.

Und dort ist die Luft an sich sehr sauber. Im Winter misst man Partikelgehalte von ungefähr 20 bis 100 Partikel pro Kubikmeter Luft. Das ist praktisch nichts. (Helene Hoffmann)

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