JetztMusik - Glossar

Aleatorik

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"Alea iacta est" ist nicht nur ein in den Asterix & Obelix-Comics gern zitiertes Sprichwort der Römer, das Cäsar 49 v. Chr. beim Überqueren des Rubikon gesagt haben soll: "Der Würfel ist gefallen". Er meinte damit, der Bürgerkrieg sei unvermeidlich und nun eröffnet.

In der Musik bezeichnet Aleatorik seit den 1950er Jahren die Einbeziehung des Zufalls: in den Prozess der Werkgenese und/oder bei der Werkinterpretation (der Ausführende ist schöpferischer Mit-Arbeiter des Komponisten). John Cage verwendete für sein Komponieren u.a. die im altchinesischen Orakelbuch I Ging beschriebene Zufallsmethode, entwarf Modelle der Offenen Form und der Unbestimmtheit. Gegenüber diesen weitgehend unkontrollierten Zufallsverfahren verlangte Pierre Boulez in seinem Vortrag Alea – gehalten bei den Darmstädter Ferienkursen 1957 –, dass der Künstler nur den von ihm "dirigierten Zufall" akzeptieren dürfe. Demnach kann das Arrangement gewisser Formteile eines Stückes dem Interpreten freigestellt werden, die Details sind indes vollständig ausgearbeitet.

Karlheinz Stockhausen ist erstmals im Klavierstück XI (1956) so verfahren, Boulez in seiner 3. Klaviersonate (1956/57). Es gibt auch jene aleatorische Variante, bei der die Form feststeht, in gewissen Freiräumen der Komposition der Interpret aber frei die Details verändern, assoziativ improvisieren soll.

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AUTOR/IN
SWR