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Musique concrète

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Die Endlos-Rille als Inspirationsquelle: Der Legende nach war es eine fehlerhafte Schallplatte, die den Beginn der Musique concrète markiert. Als Pierre Schaeffer in seinem Pariser Studio eine Platte abhören wollte, war auf deren geschlossener Rille, die wie üblich die Aufnahme beendete, versehentlich ein Klang aufgezeichnet. Schaeffer hörte begeistert den sich wiederholenden Sprachfetzen und begann dann zahlreiche Experimente mit zuvor aufgenommenen
Klängen.

Musique concrète bezeichnet nach Schaeffer elektroakustische Musik, die nicht elektronisch erzeugte, sondern aufgezeichnete „natürliche“ – oder eben „konkrete“ – Klänge aller Art verwendet. Die Verarbeitung dieser Klänge geschah zunächst nur durch Schnitte oder durch die Änderung der Abspielgeschwindigkeit oder Abspielrichtung. Schaeffer verwandte dazu zuerst Schallplatten mit Endlosrillen, später Magnettonbänder. Heute wird der Begriff Musique concrète auch allgemein für Kompositionen mit aufgenommenen und dann irgendwie technisch verarbeiteten Klängen und Geräuschen verwendet.

Seit 1943 gab es das Studio d’Essai (später Club d’Essai) für radiophonische Kunst in Paris. 1948 wurden Schaeffers dort produzierte Cinq études de bruits als erste Musique concrète im französischen Rundfunk gesendet. Später entstanden gemeinsame Werke von Pierre Schaeffer und Pierre Henry: Symphonie pour un home seul (1950) und Orphée (uraufgeführt in Donaueschingen 1953). 1958 bildete sich um Schaeffer die Groupe de Recherches Musicales de l’O.R.T.F. (GRM), bis heute arbeitet dieses Studio (ab 1966 unter der Leitung von François Bayle, dann unter Daniel Teruggi), noch immer als eine elektroakustische Klang-Forschungsstelle.

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AUTOR/IN
SWR