JetztMusik - Glossar

Futurismus

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„Jetzt aber teilten sich zum ersten Mal Künstler unversehens in zwei Gruppen auf, von denen eine auf der Spielfläche weiterhin Kunst darbot, die andere hingegen ins Parkett ging, um das feindlich gesinnte, pfeifende Publikum anzufallen und zu schlagen.“ Das berichtet eine Mailänder Konzertkritik im Jahr 1914. Kunst und Gewalt waren für die Künstler des italienischen Futurismus kein Widerspruch. Die Gruppe, die der Jurist und Dichter Filippo Tommaso Marinetti ab 1909 um sich scharte, folgte zum Teil martialischen Prinzipien, die Marinetti im „futuristischen Manifest“ formulierte: Gefahr, Kampf, Technik und Krieg sind darin wichtige Stichworte. Zu den wenigen Musikern unter den Futuristen gehörte Balilla Pratella, der ebenfalls ein Manifest verfasste, in der kompositorischen Praxis aber wenig Interessantes beisteuerte. Für musikalische Neuerungen, Gesprächsstoff und handfeste Skandalkonzerte sorgte vielmehr ein bildender Künstler: Luigi Russolo, der mit den „Intonarumori“ riesige Geräuschmaschinen erfand, die als Instrumente eines futuristischen Orchesters gespielt wurden und nach einem Katalog von Russolo verschiedene Sorten von Geräuschen darboten. Der russische Futurismus war hingegen eine primär literarische Bewegung, beeinflusste aber Komponisten wie Arthur Lourié und Jefim Gloyscheff.

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AUTOR/IN
SWR