Musikgespräch

Wie schlecht steht es um den Grundschulmusikunterricht?

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AUTOR/IN
Christiane Peterlein

„Es ist einfach schön, durch die Schulflure zu laufen, und vor sich hinsingende Kinder zu treffen!“, doch natürlich ist das nicht das einzige Argument, das Birgit Hannig-Waag für guten Musikunterricht in Grundschulen anbringt. Die Stimmung der Schulgemeinschaft sei verändert, Kinder lernen hier fürs Leben. Hannig-Waag ist selbst Lehrerin und im Landesverband Musikunterricht Baden-Württemberg. Sie berichtet im Musikgespräch, wie sie mit Kindern musikalisch arbeitet und warum fachfremder Unterricht nicht immer gleich schlecht sein muss.

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Begeisterung ab Stunde 0

An erster Stelle steht im Musikunterricht von Birgit Hannig-Waag das aktive Musizieren, mit Bewegung und Rhythmus. Vor allem die Bewegung sei dabei wichtig, die Begeisterung für die Musik müsse schon in der ersten Musikstunde entstehen.

Dabei sollten Kinder gefordert werden, so die Musiklehrerin. Kinder werden gerne gefordert, auch im Musikunterricht müssen sie an ihre Grenzen gehen, doch zur Überforderung dürfe es dabei nicht kommen, erklärt Hannig-Waag.

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78 Prozent fachfremder Musikunterricht

Die Nordschule in Karlsruhe Neureuth, an der Birgit Hannig-Waag auch Rektorin ist, sei in der heutigen Schullandschaft eine Ausnahme. Denn hier unterrichten fünf Musiklehrkräfte, im Durchschnitt lehrt, wenn überhaupt, eine Musiklehrkraft das Fach der Musik, so Hanig-Waag.

Der Lehrkräftemangel ist im Schulfach Musik besonders bei Grundschulen enorm, sodass oft fachfremde Lehrkräft eingesetzt werden müssen. Doch das ist laut Hannig-Waag nicht automatisch schlecht, 78 Prozent des Musikunterrichts werde laut jüngsten Studien fachfremd an Grundschulen unterrichtet, doch dank eines „hervorragenden“ Angebots an Weiterbildungen, sei die Qualität auch hier gewährleistet.

Fortbildung kein Ersatz für das Studium

Während die Fortbildungen zwar weiter angeboten würden, gehe der Trend der Teilnehmerzahlen allerdings in die Tiefe, nicht aufgrund fehlender Motivation, sondern da die Lehrkräfte nicht freigestellt werden, so Hannig-Waag.

Gleichzeitig seien die Fortbildungen auch kein Ersatz für das Studium. Die Theorie könne hier zwar gut vermittelt werden, doch im Unterricht spiele die Praxis eine große Rolle, bei Fortbildungen steht diese jedoch nicht im Mittelpunkt.

Gruppenerfahrung im Musikunterricht

Auch abgesehen vom erlernten musikalischen Wissen erfüllt der Musikunterricht eine wichtige Rolle. So fördere er „eine gewisse Sozialkompetenz“, denn die Erfahrungen in Gruppen werden sowohl im Sport- als auch Musikunterricht gemacht, so Hannig-Waag. An ihrer Schule entstehe durch den Musikunterricht eine „viel positivere und freudigere Atmosphäre“.

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