In den 90er-Jahren begann eine Entwicklung, bei der Spartendenken und subjektive Geschmacksurteile die Bedeutung allgemein verbindlicher Kriterien zur Einschätzung von Kultur zurückdrängen. Zeitgenössische Musik und Kunst unterliegen immer weniger gültigen Bestimmungen für Qualität, auch weil das historisch bereits Entwickelte nicht mehr als Maßstab empfunden wird. Die Erosion der Kritik geht zudem einher mit einem Verschwinden von Distanz - nicht nur zum eigenen Denken, sondern auch zu den Praktiken, durch die Öffentlichkeit ausgebildet wird und die bestimmen, was zeitgenössische Kultur ist.
Von Thomas Groetz