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Vergessene Große: Die Geigerin Edith Peinemann ist tot

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AUTOR/IN
Ines Pasz
ONLINEFASSUNG
Sebastian Kiefl

In den 1960er- und 1970er-Jahren gehörte sie zur internationalen Klassik-Elite, die Geigerin Edith Peinemann. Geboren in Mainz, war sie später nach ihrer großen Karriere als Solistin Professorin an der Frankfurter Musikhochschule. Unbeachtet von der Öffentlichkeit ist sie dieses Jahr in Frankfurt gestorben.

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Im Alter von 85 Jahren verstorben

85 Jahre wurde Edith Peinemann alt. Die gebürtige Mainzerin lebte zuletzt in der Schweiz. Gestorben ist sie schon vor einigen Monaten, am 25. Februar, was erst jetzt bekannt wurde, noch nicht mal offiziell als Meldung. Es sickerte in Insider-Kreisen durch, über ihre wenigen Bekannten, die sie noch hatte.

Warum das so ist und aus welchen Gründen niemand die Nachricht weitergab? Ob Edith Peinemann es so wollte oder ob niemand sich darum gekümmert hat, weil sie zuletzt vielleicht auch sehr einsam war, weiß man nicht. Es bleibt ein Rätsel.

Maria Bergmann, Hauspianistin des SWF 1946-1982 (Foto: SWR, SWR/Castagne -)
Edith Peinemann zusammen mit Maria Bergmann, Hauspianistin des SWF 1946-1982.

Deutscher Geigenstar

Der Stil von Edith Peinemann war brillant, präzise, zupackend und dadurch unverkennbar. Sie war der deutsche Geigenstar in den 1960er- und 1970er Jahren. Sie wurde international gefeiert.

Ihr Klang sei strahlend, durchdringend, „tief und streng“ hieß es mal in einer Kritik. Ihre Technik war unfehlbar, ihr Ausdruck und ihre Deklamation unerreicht. 

Spürbare Energie

Das künstlerische Gewissen war bei Edith Peinemann stark ausgeprägt. Sie forderte alles von sich. Daraus entsteht diese Perfektion, die einen umhaut, man spürt die Energie im Spiel. 

Geige hat sie bis zuletzt geübt, solange ihre Gesundheit es ihr erlaubte, mit einem etwas bitteren Blick auf ihre große Karriere, die Ende der 1980er-Jahre etwas abebbte.

1978 wurde Edith Peinemann dann Professorin in Frankfurt. Ihre Leidenschaft aber gehörte immer dem Konzertieren. 

Zur Person: Edith Peinemann

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Ruhm in den USA

Nicht umsonst spielte sie zusammen mit den Musikgrößen ihrer Zeit, darunter Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Joseph Keilberth und vor allem George Szell.

Er holte sie in die USA und verhalf ihr auch zu ihrer Violine, der Guarneri del Gesù von 1732. Zuerst als Leihgabe, dann hat Edith Peinemann sie sogar gekauft. Das zeigt, wie glänzend ihre Karriere lief.

Repertoire abseits des Mainstreams

In den USA spielte Edith Peinemann eher das gängige Repertoire, aber da, wo es ging, engagierte sie sich auch für das Abseitige jenseits des Mainstreams.

Zum Beispiel Bela Bartóks zweites Violinkonzert, Max Regers „Concerto“, Alban Bergs Violinkonzert „Zum Andenken eines Engels“ und das Violinkonzert von Hans Pfitzner. Als eine der Wenigen hat Edith Peinemann diese Werke gespielt, immer tiefschürfend und auch hochemotional.

Einzigartige Spielweise

Edith Peinemann war eine großartige, einzigartige Geigerin, eine Pionierin als Frau im internationalen Konzertleben, eine entschlossene, sehr engagierte Weltklassemusikerin.

Niemand hat zu ihrer Zeit so gespielt wie sie. Obwohl sie ein gesundes Selbstbewusstein hatte, kannte sie keine Selbstinszenierung. Für sie stand die Musik immer im Vordergrund.

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Sebastian Kiefl