Oper ohne Abstand

Corona-Angst erzwingt Abbruch von Verdis Maskenball im Madrider Opernhaus

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Die soziale Kontrolle zur Eindämmung der Corona-Pandemie funktioniert in Madrid angesichts der explodierenden Corona-Neuinfektionen auch in der Oper. Bei einer Aufführung protestierten Besucher gegen zu wenig Abstand zwischen den Plätzen.

Abstand im Teatro Real Madrid (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Juan Carlos Rojas)
So präsentierte sich das Parkett im Teatro Real de Madrid vor der Wiedereröffnung am 1. Juli - mit ausreichend Platz zwischen den Plätzen.

Das Opernhaus Teatro Real in Madrid sieht sich mit heftiger Kritik wegen angeblich zu laxer Corona-Regeln konfrontiert. Nachdem eine Aufführung am Sonntagabend, 20. September, von protestierenden Zuschauern massiv gestört worden war, verteidigte sich das renommierte Opernhaus gegen die Vorwürfe. Das Teatro Real habe die von der Madrider Regionalregierung verhängten Corona-Auflagen beachtet und diese "sogar verstärkt", sagte am Montag der Verwaltungschef der Oper, Gregorio Marañón.

Proteste von den hinteren Rängen

Die Aufführung von Giuseppe Verdis "Un ballo in maschera" (Ein Maskenball) war von Zuschauern aus Protest dagegen, dass sie ihrer Ansicht nach zu eng beieinander saßen, durch permanentes Klatschen und Zwischenrufe gestört worden, wie in Webvideos zu sehen war. Die Aufführung wurde daraufhin abgebrochen. Die Proteste kamen von den hintersten und damit preiswertesten Zuschauerrängen. In den Videos war zu sehen, dass dort fast jeder Sitz besetzt war. In den vorderen teureren Reihen waren hingegen viele Sitze leer.

Das Teatro Real teilte mit, die lautstarken Proteste seien weiter gegangen, obwohl den Protestierenden per Lautsprecheransage angeboten worden sei, auf andere Plätze zu wechseln oder ihre Eintrittspreise erstattet zu bekommen. Deswegen sei der Abbruch der Vorstellung nötig geworden.

Nur 51,5 Prozent der Sitze besetzt

Marañón sagte, es seien nur 51,5 Prozent der Sitze belegt gewesen, während die Behörden eine Belegung von bis zu 75 Prozent erlaubten. Auch sähen die Auflagen nicht vor, dass jeweils ein Platz zwischen den Zuschauern frei bleiben müsse. Vielmehr gelte lediglich, dass es einen Abstand von 1,50 Meter zwischen den Zuschauern geben müsse. Laut Marañón prüft das Teatro Real nun aber mögliche weitere Corona-Maßnahmen.

"Totales Unvermögen"

Schriftstellerin Rosa Montero klagte auf Twitter: "Ich war da und es war eine Schande. Es gab überhaupt keine Sicherheitsabstände." Sie widersprach jedoch der Aussage, nur die billigeren Ränge seien betroffen gewesen. Auf den teuersten Plätzen ganz vorne sei man ebenfalls "zusammengepfercht" gewesen. "Ich fürchte, es war eher totales Unvermögen denn Diskriminierung."

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SWR