Glossenschreiber Gordon Kampe ist nicht nur Komponist und Hochschullehrer, sondern – ganz wichtig – auch ausgebildeter Elektriker. Zum internationalen Tag der Elektriker am 10. Juni verkündet er deshalb: In Essen hat er nicht nur Musik studiert, sondern auch einen Schalter unbegabt eingegipst.
Zwischen Noten, Schaltkreisen und brennenden Yucca-Palmen
Einer der eindrücklichsten Momente während meiner Ausbildung zum Elektriker war, als die Yucca-Palme meines Mathelehrers in Flammen aufging. Wir hatten über den Winter diese glibberige Masse aus kaputten Kondensatoren – ich habe den Fachbegriff dafür vergessen – immer mal als Dünger zur Palme gegeben, bis sie sich schließlich unter der heißen Sommersonne Wanne-Eickels selbst entzündete. Was ein Spaß!
Spaß habe ich seitdem immer mal wieder, wenn ich an die etwas kuriose Weltenmischung dieser Zeit zurückdenke. Etwa gleichzeitig zur Ausbildung habe ich mich mit Beethoven und Co. sozialisiert. Gleichzeitig hatte ich Möglichkeit hin und wieder ein Analyse-Seminare für Komposition an der Folkwang-Hochschule in Essen zu besuchen, an der ich später auch – ich konnte es kaum fassen – richtig studieren sollte.

Schaltpläne oder doch avantgardistische Partiturskizzen?
Ich sehe den ein oder anderen erstaunten Blick der damaligen Kompositionsstudierenden noch heute vor mir, als sie in mein Heft schauten, in das ich kurz vorher Schaltpläne von Sterndreieck- oder Wendeschützschaltungen gezeichnet hatte.
Man hielt derlei für grafische Partituren und mich für einen wahren Avantgardisten. Gleichzeitig verstand mein nicht immer gesprächiger Elektro-Meister wiederum nicht, was dieser wirklich vollkommen unbegabte Strippenzieher da malt, anstatt in Fachzeichnen aufzupassen.
„Das ist“, versuchte ich zu erklären, „eine Partitur“. Er quittierte es mit einem wenig beeindruckten „mmh“ und ließ mich lieber mal Glühlampen wechseln, die wir als Profis natürlich niemals Glühlampen nannten, sondern stets „Leuchtmittel“.
Der Elektriker steht auch in der Künstlervita
Noch heute liebe ich die gelegentliche Verwirrung. In meiner Künstlervita, das sind die lobhudelnden tausend Zeichen, die man Veranstaltern schickt und so tut, als habe man sie nicht selbst geschrieben, steht seit einiger Zeit mit einem gewissen Zunftstolz, dass ich Elektriker war und Komponist bin.
Manchmal werde ich dann gefragt, mit welcher Elektronik-Software ich am liebsten arbeite. MAXmsp oder eher Supercollider… gerne entgegne ich dann, dass ich Bosch oder Hilti bevorzuge und werde angeschaut wie ein halbgares Frettchen. Herrlich!

Bekenntnisse über einen kreativ verputzten Lichtschalter
Dass es einen Tag des Elektrikers gibt, wusste ich nicht. Eingedenk dessen, werde ich mir also zur Feier des Tages einen Kringel Fleischwurst von der nächstgelegenen Tankstelle holen. Das haben wir damals täglich auf dieser schrecklichen Baustelle in Essen-Altenessen auch immer gemacht.
Dort hatte ich eine Kellerwand etwas „unorthodox“ aufgespitzt und dann recht „kreativ“ wieder verputzt. Falls Sie mich hören in Altenessen: Ich war der, der den Schalter so eingegipst hat, dass man ihn fürderhin niemals nimmer nicht mehr wird bewegen können.
Ich glaube, bei Ihnen brennt noch Licht im Keller! Aber vermutlich steht das Haus nicht mehr. Sorry.
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