In Höchstform

Thomas Hampson mit "Songs from Chicago"

Stand
AUTOR/IN
Martin Hagen
KÜNSTLER/IN
Thomas Hampson
Kuang-Hao Huang

CD-Tipp vom 27.11.2018

Geschenktipp zu Weihnachten:
"Entdeckungsfreudige Fans von Thomas Hampson und des Liedgesangs werden an dieser CD große Freude haben."
SWR2 Musikredakteur Martin Hagen

Zuhören sind seltene, aber sehr hörenswerte Lieder aus der Region rund um Chicago, mit einem Thomas Hampson auf höchstem sängerischen Niveau und kongenialer Klavierbegleitung.

Thomas Hampson gehört sicher zu den vielseitigsten Sängern seines Fachs. Der US-amerikanische Bariton ist nicht nur auf allen großen Opernbühnen der Welt zuhause, er weiß auch als Liedsänger zu überzeugen. Und sein Repertoire scheint fast grenzenlos: Es umspannt mehrere Jahrhunderte, von Gluck bis Gershwin, könnte man sagen.

Thomas Hampson in Höchstform

Thomas Hampson stammt selbst zwar nicht aus Chicago, aber als Amerikaner ist er auf diesem Album natürlich voll in seinem Element. Er zeigt sich stimmlich in absoluter Höchstform und verblüfft immer wieder durch seine enorme Spannweite – manchmal könnte er fast als lyrischer Tenor durchgehen, anderswo schöpft er mühelos auch die tiefen Register eines Baritons aus.

Dabei bleibt er stets "geschmeidig", wie es so schön heißt: völlig unangestrengt und angemessen lässig, aber trotzdem immer völlig fokussiert, präsentiert er auch die kniffligsten Passagen. Gleiches gilt übrigens auch für seinen famosen Begleiter, den Pianisten und Klavier-Professor Kuang-Hao Huang aus Chicago. Die beiden ergänzen sich auf diesem Liederbuch aus Chicago perfekt.

Amerikanische Musikgeschichte entdecken

Dieses Album ist zunächst einmal ein Liebhaberprojekt. Das US-amerikanische Label Cedille Records mit Hauptsitz in Chicago hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Musik von Komponistinnen und Komponisten aus der Region bekannt zu machen und zu fördern, sowie Aufnahmen mit örtlichen Künstlerinnen und Künstlern zu veröffentlichen.

Als Thomas Hampson auf eine mögliche Zusammenarbeit angesprochen wurde, sagte er als Fan des nicht profit-orientierten Labels sofort zu und war dann bei der Auswahl des Repertoires für die CD selbst erstaunt, welche Vielfalt ihn da erwartete. Umso größer dürfte das Erstaunen hierzulande sein, denn mit Komponisten-Namen wie Ernst Bacon, Margaret Bonds und John Alden Carpenter sind wohl nur wenige "Amerikana"-Spezialisten vertraut. Völlig zu Unrecht, wie sich beim Hören der "Lieder aus Chicago" alsbald herausstellt, denn sie sind auch ein Stück Zeit- und Musikgeschichte der Vereinigten Staaten.

Eigene Musiksprache

Die Lieder auf diesem Album stammen aus dem frühen bis mittleren 20. Jahrhundert, und es ist interessant zu hören, wie sich die musikalische Sprache in den USA, vor allem nach 1945, weitgehend unbeeinflusst von der west-europäischen Avantgarde der Zeit entwickelt hat. Oft ganz bewusst wenden sich die Komponistinnen und Komponisten hin zu amerikanischen Themen und Lyrik, weil sie, wie etwa im Fall von Ernst Bacon, die europäische Nachkriegsmusik als "zynisch" empfinden.

CD-Tipp vom 27.11.2018 aus der Sendung Treffpunkt Klassik

Stand
AUTOR/IN
Martin Hagen
KÜNSTLER/IN
Thomas Hampson
Kuang-Hao Huang