SemperOpernball

Opernball-Orden für Ägyptens Präsident wird wieder aberkannt

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Der Dresdner SemperOpernball gilt als Kultur-Event. Die Organisatoren verleihen am Ball aber auch jährlich den St.-Georgs-Orden an Prominente. Dieses Jahr fällt das nun aus.

Hans-Joachim Frey (l), künstlerischer Leiter des Semperopernballes aus Deutschland und Abdel Fattah Al-Sisi, Präsident von Ägypten (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Egyptian Presidency)
Trotz Protest am 26. Januar zunächst überreicht: Opernballvereinschef Hans-Joachim Frey (l.) in Kairo bei der Übergabe des Ordens an Abdel Fatah El-Sisi, Präsident Ägyptens

Dresdens SemperOpernball-Verein macht die umstrittene Ordensverleihung an Ägyptens Präsidenten Abdel Fatah El-Sisi rückgängig. Die Auszeichnung werde ihm wieder aberkannt, das habe Ballchef Hans-Joachim Frey nach einem Treffen mit Rocksänger Peter Maffay am Dienstag entschieden, sagte Pressesprecher Holger Zastrow der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte sich Frey bereits entschuldigt und davon distanziert, nachdem es zuvor Empörung, zahlreiche Absagen und Proteste auf breiter Front gegeben hatte.

"Die DDV-Mediengruppe (u.a. Sächsische Zeitung, Morgenpost, sächsische.de, TAG24.de) distanziert sich ausdrücklich von der Entscheidung, den ägyptischen Staatspräsidenten El-Sisi mit dem St.-Georgs-Orden des Dresdner SemperOpernballs auszuzeichnen. Missachtung von Menschenrechten einschließlich des Rechts auf freie Meinungsäußerung sind nicht vereinbar mit Haltung und Selbstverständnis von Verlag und Redaktionen in der DDV-Mediengruppe."

Opernball-Moderatorin zogen Konsequenzen

Schlagersänger Roland Kaiser und "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers, die beide bei dem Ball am 7. Februar durch den Abend führen sollten, zeigten sich zunächst "irritiert". Rakers sagte dann ab, wie auch die für sie benannte Mareile Höppner. Mehrere Politiker hatte die Verantwortlichen aufgefordert, die Verleihung an den früheren Armeechef und jetzigen Präsidenten Ägyptens zurückzunehmen. Seit seiner Machtübernahme gilt die Meinungs- und Versammlungsfreiheit in Ägypten als stark eingeschränkt.

"Der SemperOpernball sieht sich seit 14 Jahren als Brückenbauer zwischen Kulturen, Ländern und Sichtweisen. Traditionell bemühen wir uns auch durch die Liebe zu Kunst und Kultur Menschen aus aller Welt und von ganz unterschiedlicher Couleur zusammenzubringen – im Sinne der Völkerverständigung, des Austauschs und des Friedens. Abdel Fattah El-Sisi teilt und lebt diese Anliegen."

Hat die Preisverleihung nichts mit Opernball zu tun?

Frey bekräftigte, dass die Preisverleihung beim Ball keine Rolle spielen werde. "Sie wird weder in Wort noch im Bild im Programm des SemperOpernballs oder im Fernsehen stattfinden." Der Verein nehme die Debatte zum Anlass, über sein Selbstverständnis als Kulturbotschafter nachzudenken.
Frey hatte in der Vergangenheit schon mit einer anderen umstrittenen Entscheidung Schlagzeilen gemacht: 2009 war Russlands Präsident Wladimir Putin Ballgast und Preisträger. Zum Jahresbeginn hatte er zudem für Verwirrung mit der Aus- und Einladung einer armenischen Sängerin gesorgt, mit der Netrebko-Ehemann und Tenor Yusif Eyvazov angeblich nicht zusammen auftreten wollte.

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SWR