
Die US-amerikanische Richard-Tucker-Stiftung hat sich mit sofortiger Wirkung von David Tucker, Sohn ihres Gründers, Richard Tucker (1913-1975), getrennt. Tucker war Mitglied im Vorstand der Stiftung und hatte aufgrund seiner rassistischen Äußerungen für Proteste und Empörung gesorgt. In einer Erklärung vom Montag, 20. Juli, verurteilte die Stiftung die "verletzenden und beleidigenden Kommentare", die nicht mit den Überzeugungen und dem Auftrag der Richard-Tucker-Stiftung übereinstimmen würden.
Rassistische Facebook-Kommentare
Anlass für die Entlassung waren mehrere Facebook-Posts von David Tucker. Zunächst hatte er einen Post der Opernsängerin Julia Bullock kommentiert und darin #BlackLivesMatter-Aktivisten beleidigt und sie als Schläger bezeichnet. In einem weiteren Kommentar beschrieb er das Anti-Rassismus-Engagement schwarzer Künstler als "Ziehen der Rassismuskarte", um die Qualitäts-Standards der Gesangskunst zu ändern. Nach seinen Bemerkungen forderte die Black Opera Alliance, eine Organisation, die schwarze Klassik-Künstler*innen vertritt, von der Stiftung die sofortige Trennung von David Tucker.
"Bravo für die Richard-Tucker-Stiftung und die richtige Entscheidung. Die Opernwelt nimmt zur Kenntnis, dass jetzt die Zeit für Veränderungen gekommen ist. Bravo für die kühnen Stimmen, die auf der Seite der Gerechtigkeit standen."
Joyce DiDonato verweigerte Zusammenarbeit
Auch weitere Künstler*innen wie Joyce DiDonato und der schwarze Tenor Lawrence Brownlee, die von der Tucker-Stiftung gefördert wurden, hatten die Absetzung Tuckers gefordert und sich in die öffentliche Diskussion eingemischt. DiDonato, die selbst auch im Vorstand der Stiftung arbeitet, verweigerte die weitere Mitarbeit, solange Tucker im Amt bleibt. Brownlee schrieb in einem Facebook-Post in Anspielung auf seine Förderung: "Ich sitze hier in dem vollen Wissen, dass es viele schwarze Sänger gibt, deren Talent und Würdigkeit sie für diese besondere Anerkennung qualifiziert hätten."
Stiftung will künftig Chancengleichheit fördern
Die Richard-Tucker-Stiftung gilt als renommierte Einrichtung, die mit Auszeichnungen und Stipendien Sänger*innen unterstützt. Die Stiftung will sich laut der Erklärung vom 20. Juli künftig bemühen, für ihr Auswahl- und Auszeichnungsverfahren mehr Chancengleichheit zu schaffen. Dafür will sie eine beratende Arbeitsgruppe aus Künstler*innen und Vordenkern zusammenstellen.