Musikgespräch

Pilze im Instrument: Musikmediziner Hans-Christian Jabusch über die Gefahren für Bläser

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Ines Pasz
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Sebastian Kiefl

Die Presse warnt vor „lebensgefährlichen Schimmelpilzen in Blasinstrumenten“, doch der Musikmediziner und Professor Hans-Christian Jabusch gibt Entwarnung: Zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit kommt es selten. Dennoch seien regelmäßige Hygienemaßnahmen bei Holz- und Blechblasinstrumenten wichtig. Welche das sind, erläutert er in SWR2.

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Gefahr weder über- noch unterschätzen

Bläser aufgepasst: Schimmelpilze in Blasinstrumenten sind lebensgefährlich“ lautet die Überschrift eines Artikels, der über den Tod eines Dudelsackspielers berichtet. Musikmediziner Hans-Christian Jabusch, Professor an der Hochschule für Musik Dresden, stellt jedoch klar, dass es sich hierbei um einen einzigen Fall handelt. Der besagte Sackpfeifer sei zu spät zum Arzt gegangen, jegliche Hilfe kam zu spät.

Gleichzeitig betont Jabusch, dass ein bloßes Reinigen der Mundstücke in Sachen Instrumentenpflege nicht ausreichend sei, denn es könne im gesamten Instrument zur Schimmelpilzbildung kommen.

Musikmediziner Hans-Christian Jabusch (Foto: HCJabusch)
Musikmediziner Hans-Christian Jabusch lehrt an der Hochschule für Musik Dresden die Grundlagen der Physiologie und Psychologie des Musizierens und Übens. Die korrekte Reinigung des Instruments soll ebenfalls einen Platz in der Lehre finden.

Pilze in Blasinstrumenten nachgewiesen

Bei einer Studie einer französischen Gruppe, so Jabusch, wurden 2019 vierzig Holzblasinstrumente auf Pilzbefall untersucht. Dabei konnte bei der überwiegenden Mehrzahl der Instrumente Pilzbefall nachgewiesen werden.

Zudem wurden bei einem Großteil der Musiker im Blutserum Antikörper festgestellt, die sich gegen Antigene der jeweils im Instrument nachgewiesenen Pilzgattung richteten. Hierbei hatte das Immunsystem auf den Pilzbefall reagiert, ohne dass es aber zu Beschwerden kam.* Gegen einen Befall mit Pilzen helfen korrekte Hygiene-Maßnahmen.

Studie: Weniger als zehn Prozent desinfizieren ihr Instrument

Auch Prof. Hans Christian Jabusch hat eine Studie zu dem Thema durchgeführt. Hierzu wurden 245 Holz- und Blechbläser*innen befragt, wie sie ihre Instrumente pflegen. Positiv sei, dass vor allem Holzbläser nach jedem Spiel ihr Instrumente trocknen, bei Blechbläsern wird die Funktion zum Abtropfen genutzt.

Nur die Hälfte der Holzbläser gab an, das Instrument einmal pro Woche zu reinigen, bei den Blechbläsern war die Zahl noch geringer.

Um Pilzen vorzubeugen, ist das Desinfizieren besonders hilfreich. Das machen laut Jabuschs Studie allerdings weniger als zehn Prozent der Befragten. Jabusch betont an dieser Stelle, das solle öfter geschehen.

Bläser des SWR Symphonieorchesters (Foto: SWR, Elmar Witt)
Wirklich gefährlich ist das Spielen von Blasinstrumenten zwar nicht, ein paar Hygienemaßnahmen sollten dennoch regelmäßig unternommen werden.

Lebendige Wasserbehälter

Besonders einfach und gleichzeitig sinnvoll ist das Wechseln vom Wasser zum Anfeuchten der Rohrblätter. Jeweils ein Drittel der befragten Musiker*innen wechselte das Wasser nach jedem Benutzen oder einmal pro Tag.

Die übrigen 33 Prozent gaben an, dies seltener als einmal pro Tag zu tun. Der Musikmediziner gibt zu bedenken: „Das lebt, was da drin ist!“. Oft vergessen werde zudem der Instrumentenkoffer bei der Reinigung.

Hans Christian Jabusch appelliert zum Abschluss an alle Blasmusiker*innen, bei Asthma, Atemnot oder häufigem Husten einen Lungenfacharzt oder eine Lungenfachärztin zu konsultieren. Am Besten erwähnt man im Gespräch, dass ein Blasinstrument gespielt wird.


*Die Angabe im Audio ist fehlerhaft: 95 Prozent der Instrumente waren mit Pilzen kontaminiert und 80 Prozent der Bläser wiesen im Serum Antikörper gegen Antigene aus diesen Pilzen auf.

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