Musikgespräch

Pianist Boris Giltburg spielt und liebt Rachmaninow

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Malte Hemmerich
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Sebastian Kiefl

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Schattenwerke Rachmaninows

Boris Giltburg ist ein gefeierter Pianist, denn er spielt neben virtuosen auch besonders durchdachte Programme. Zum Jubiläumsjahr von Sergei Rachmaninow (*1873) gibt es von ihm schon eine Gesamteinspielung der Klavierkonzerte, und in diesem Jahr möchte er die Einspielung des ganzen Klavierwerks beenden.

Derzeit ist das erste Klavierkonzert von Rachmaninow der Favorit von Giltburg. Es muss sich nicht vor dem zweiten und dritten verstecken und müsste eigentlich berühmter sein, erklärt der Pianist.

Ehrliche Spielweise

Für Kitsch ist bei Rachmaninow kein Platz, zumindest nicht bei Giltburg. Möglichst ohne Schmalz sollte man spielen, vor allem aber ehrlich. Auf der CD ist die Fassung von 1919 eingespielt, sie ist fast zehn Jahre nach dem dritten Klavierkonzert entstanden.

Hier seien zwar die Melodien gleich, doch Rachmaninow nahm eine vollkommen neue Orchestrierung vor, die Harmonien seien reicher und der dritte Satz wurde fast vollkommen neu komponiert.

Musik, die erobert

Die Rezension zu der CD mit Rachmaninows erstem und viertem Klavierkonzert erzählt von einer Interpretation nahe der melancholischen Abgründe, doch Giltburg bezeichnet sich selbst nicht als melancholich. Im Gegenteil, er sei ein leichter und komischer Mensch.

Doch Rachmaninows Musik hat bei Giltburg einen ganz besonderen Effekt.

„Die Musik von Rachmaninow geht direkt ins Herz, sie erobert uns.“

Experimente im 4. Klavierkonzert

Auch beim vierten Klavierkonzert spielt Giltburg eine besondere Fassung auf der CD, es ist die letzte Fassung von 1941. Die erste Fassung kann als Experiment gesehen werden, man erkennt kaum, dass es sich um Musik von Rachmaninow handelt.

Die finale Fassung hingegen ist eindeutig von Rachmaninow, jazzige Experimente wurden gestrichen, für Giltburg ist das vierte Klavierkonzert sehr rhapsodisch. Rhapsodischer als die Rhapsodie selbst, die ebenfalls auf dem Album ist, so Giltburg.

Weltreise durch die Musik

Die Gesamteinspielung des gesamten Klavierwerks ist das Projekt Giltburgs für 2023. Dazu zählen auch die 24 Préludes, laut Giltburg zählen sie zu dem Besten, was Rachmaninow jemals geschrieben habe. Hierbei schätzt er die Vielfalt der Musik, es sei, als würde man eine Reise durch eine kleine Welt machen.

Nach so viel Beschäftigung mit dem Komponisten hat sich das Bild von Rachmaninow bei Giltburg nie geändert, er sei seit der Kindheit sein Lieblingskomponist und bleibe es auch.

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