Für seine Oper „Wind“ hat Alexander Moosbrugger das 1499 erstmals gedruckte Werk „Hypnerotomachia Poliphili“ als Inspiration verwendet, ein rätselhaftes und im 16. Jahrhundert viel gelesenes Buch, das im 20. Jahrhundert Umberto Eco als das vielleicht schönste Buch der Welt bezeichnet hat. Poliphilo, ein Mann, erzählt von einem Traum, in dem er Fantastisches erlebt und seine Liebe findet: Polia.
Moosbrugger hat für seine Oper eine Orgel bauen lassen aus 172 Pfeifen. Sie sollen den Raum sozusagen mit ihrem Klang vermessen, sagt der 48-jährige Komponist und Organist. Die Pfeifen sind bis zu neun Meter hoch und im Bühnenraum verteilt: Jeweils ein Dutzend ist an langen Stahlstangen montiert, 16 an der Zahl.

Wie die Bäume im Wald, den Poliphilo durchwandert, stehen die Stangen mit den Pfeifen im weißen Raum. Die Pfeifen fahren hoch und runter, sie klingen mal wie Wind, mal wie prasselnde Reiskörner, mal knarzen und knattern sie, gesteuert per Computer von Spezialisten des SWR Experimentalstudios.
Poliphilo begegnet Nymphen und wilden Bestien, und immer wieder beschreibt er Bauwerke – Ruinen, Triumphbögen, Amphitheater. Dabei entstehen bisweilen magische Momente und auch Klänge, die die Ohren strapazieren. 90 Minuten dauert das Werk, alle drei Aufführungen sind ausverkauft.