Musikstück der Woche

Céline Moinet spielt Mozarts Oboenkonzert C-Dur

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AUTOR/IN
Bettina Müller-Hesse

Sie kann nicht besonders laut spielen, nicht besonders leise, nicht besonders schnell. Aber kaum ein Instrument bringt schönere Melodien hervor und hält längere Töne als die Oboe. Mozarts Oboenkonzert C-Dur geisterte allerdings gut 150 Jahre in ganz anderer Gestalt durch die Musikliteratur.

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Das Oboenkonzert wurde zum Flötenkonzert

Mozart ist 1777/78 auf Besuch in Mannheim und trifft dort den Bonner Arzt Ferdinand Dejean, ein weitgereister Schiffsarzt, der darum den Namen „der Indianer“ trägt. Er hat Geld, spielt nebenher Flöte und bestellt bei Mozart drei Flötenstücke.

Mozart braucht den Auftrag, steht aber unter Zeitdruck, denn er will weiter nach Paris. Außerdem bietet Mannheim in Liebesdingen viel Ablenkung. So bekommt Dejean nur zwei neue Werke. Für das dritte schreibt Mozart sein Oboenkonzert C-Dur einfach um.

Das „Schlachtross“

Dejean ist sauer und kürzt das Honorar. Dabei ist es ja nicht unüblich damals, alte Werke als Blaupause für neue zu nehmen. Und Mozart weiß genau, was er da wählt für diesen Schnell-Schuss. Denn sein Oboenkonzert hat sich bereits mehrfach bewährt. Er hat es für Giuseppe Ferlendis komponiert, den gefeierten Oboenvirtuosen an der Hofkapelle in Salzburg.

Und während Mozart in Mannheim ist, führt einer der besten Oboisten der Mannheimer Hofkapelle, Friedrich Ramm, dieses „Schlachtross“, wie Mozart es nennt, auf.

Die Ursprungsfassung wurde erst 1950 wiederentdeckt

Aber kaum dass Mozart die Flötenvariante dazu komponiert hat, verschwindet das Oboenkonzert von der Bildfläche. Mit der Zeit erinnert sich niemand mehr an die Ursprungsfassung.

Man hätte stutzig werden können: warum ist der Tonumfang für ein Flötenkonzert so klein? Warum gibt es für die Flöte so wenig hohe und virtuose Stellen? Musikkennern dämmert, dass die Flöte nicht das Originalinstrument sein kann. Sie forschen und entdecken schließlich Teile der Noten in den Archiven.

Blondchen aus der „Entführung aus dem Serail“ grüßt

Seit 1950 darf nun die Oboe wieder glänzen in dem für die Flöte eigentlich gar nicht so passenden Konzert. Und die Oboisten freuen sich über ein Originalwerk für ihr Instrument, das so ganz und gar mozartisch ist mit einem anmutigen ersten Satz, einem schönen langsamen zweiten Satz und einem munteren dritten Satz, einem Rondo.

Da können die Opernfreunde aufhorchen, denn die Melodie hört man Jahre später in Blondchens Arie „Welche Wonne, welche Lust“ in der „Entführung aus dem Serail“.

Zur Interpretin: Céline Moinet

Céline Moinet stammt aus Lille und hat am Pariser Conservatoire studiert. Mit gerade mal 23 Jahren wird sie 2008 Solo-Oboistin der Staatskapelle Dresden und 2013 Professorin an der Dresdner Musikhochschule.

Die Oboe hat sie als Kind für sich entdeckt, nicht unbedingt ein Instrument für kleine Mädchen, sagt sie. Die fühlten sich oft mehr zur Harfe hingezogen. Sie liebt an der Oboe die Nähe zur menschlichen Stimme und dass sie mit ihr „Menschen berühren“ könne.

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