Musikstück der Woche

Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz unter Marzena Diakun spielt Strauss‘ „Till Eulenspiegel“

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AUTOR/IN
Bettina Müller-Hesse

Kinder und Narren, heißt es, sagen die Wahrheit. Aber wer hört die schon gern? Die Leute, die Till Eulenspiegel zum Narren hält, jedenfalls nicht. Die humorvolle Musik allerdings, die Richard Strauss entlang von Tills Eulenspiegeleien komponiert hat, liebt die Musikwelt bis heute. Auch wenn die Geschichte kein Happy End hat.

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Ein Narr wie er im Buche steht

1510 erscheint ein Volksbuch, in dem die Heldenfigur Till Eulenspiegel das Licht der Welt erblickt. Seither sind er und seine Geschichten nationales Kulturgut. Till ist ein Narr, der die bürgerliche und religiöse Ordnung auf den Kopf stellt. Er reist durch die Lande, verspottet die Leute, die er nicht mag, trickst die Reichen aus, ist respektlos und manchmal hinterhältig.

Wenn es stimmt, dass Till Eulenspiegel wirklich gelebt hat, dürfte er nicht viele Freunde gehabt haben. Und so endet sein Leben auch am Galgen. Aber selbst das vertont Richard Strauss höchst plastisch und nicht ohne Humor.

Die herabstürzende Septime

Richard Strauss setzt aufs Orchester und die Wirkung der Instrumente. Er braucht einen großen Orchesterapparat, der mit Tönen Tills skurrile Geschichten erzählen kann und die Menschen darin porträtiert, etwa Tills Gelächter, meist von der Klarinette gespielt, das hohle Gerede der Philister, vertont als Kanon - Zeichen für die endlosen Diskussionen, die herabstürzende Septime, die Tills Todesurteil verkündet oder das letzte Röcheln, nachdem Till aufgeknüpft wurde – hier fiept die Klarinette in höchsten Tönen.

„Eine Stunde Musik bei den Verrückten“

Richard Strauss wollte zur Uraufführung seiner sinfonischen Dichtung im Kölner Gürzenich 1895 kein schriftliches Programm liefern. Er habe, so Strauss „allen Witz bereits in Tönen ausgegeben“.

Claude Debussy sitzt damals in einer der Aufführungen und ist begeistert von Strauss´ Witz, er vergleicht das Stück mit „einer Stunde neuer Musik bei den Verrückten“:

„Man hat gute Lust, lauthals rauszulachen oder todtraurig loszuheulen, und man wundert sich, dass noch alles an seinem gewohnten Platz ist, denn es wäre gar nicht so verwunderlich, wenn die Kontrabässe auf ihren Bögen bliesen oder die Posaunen ihre Schalltrichter mit imaginären Bögen strichen“.

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und die Dirigentin Marzena Diakun

Ein Orchester mit langer Tradition: 2019 hat die Deutsche Staatsphilharmonie ihr 100. Jubiläum gefeiert. Ihr Sitz ist Ludwighafen am Rhein. Sie spielt derzeit unter Leitung ihres Chefdirigenten Michael Francis.

Im Jubiläumsjahr 2019 hat auch die polnische Dirigentin Marzena Diakun am Pult der Deutschen Staatsphilharmonie gestanden und dort Strauss´ „Till Eulenspiegel“ geleitet. Sie ist eine der wenigen Dirigentinnen im internationalen Musikleben. Mit ihren 40 Jahren ist sie seit dem September 2021 künstlerische Leiterin und Chefdirigentin des Orquestade la Comunidad de Madrid (ORCAM).

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Bettina Müller-Hesse