Musikstück der Woche

Maria Teresa Agnesis „Non piangete, amati rai” mit Eva Zaïcik und Le Consort

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AUTOR/IN
Christiana Nobach

Maria Teresa Agnesi gehörte zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des musikalischen Lebens in Mailand, die 1770 eingeladen waren, im Kloster von San Marco mit Wolfgang Amadeus Mozart zusammenzutreffen und zu musizieren. Ein reger musikalischer Gedankenaustausch zwischen ihr und dem jungen Mozart ist belegt. Sie war unumstritten die führende Cembalistin im Italien des 18. Jahrhunderts, aber sie komponierte auch selbst, ungewöhnlich für eine Frau in ihrer Zeit.

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Bis heute hängt Maria Teresa Agnesis Porträt im Theatermuseum der Mailänder Scala. Wer aber war Maria Teresa Agnesi, die heute kaum noch jemand kennt? Sie widmete ihre Werke, darunter mindestens sieben Opern, gerne den bedeutenden politischen Autoritäten ihrer Zeit.

Die „Arie con Istromenti“ von 1749 – eine Sammlung, die auch „Non piangete, amati rai“ enthält – sind Maria Antonia Walpurgis Symphorosa von Bayern gewidmet, der Gattin des sächsischen Kurfürsten Friedrich Christian von Sachsen, die selbst eine musisch äußerst begabte Frau war. Die Prinzessin aus dem Hause der Wittelsbacher bewunderte die zwölfteilige Ariensammlung und bedankte sich bei Maria Teresa Agnesi in einem persönlichen Dankesbrief mit einem herzlichen Lob.

Aufstieg und Fall

Früh zeigte sich das Talent des Mädchens bei häuslichen Zusammenkünften, bei denen sie auch schon eigene Kompositionen vortrug. Bald war sie ähnlich berühmt wie ihre ältere Schwester Maria Gaetana in den Fächern Mathematik und Philosophie.

Maria Teresa vertraute man dem Geiger und Komponisten Carlo Zuccari an, der Verfasser einer eigenen Violinschule und so etwas wie ein komponierender Altersrekordler seiner Zeit war. Sie wurde in die Accademia dei Trasformati aufgenommen, einer aus Adligen, Geistlichen, aber auch Bildungsbürgern bestehenden Formation, die sich 1743 in Mailand gegründet hatte. Um 1745 gewann Maria Teresa Agnesi das Mäzenat des österrreichischen Gouverneurs von Mantua, Gian-Luca Pallavicini.

Gleichzeitig war sie auch im Ausland bekannt und geschätzt, vor allem an den Höfen von Sachsen und Österreich, wo ihre Werke aller Gattungen begeistert aufgenommen wurden. 1752 heiratete sie Pier Antonio Pinottini, was zu einer Entfremdung mit ihrer Familie führte. Nach dessen Tod 1793 geriet die Komponistin in große Armut.

Wundervoll expressive Musik

Mitte des 18. Jahrhunderts entstand die Vertonung nach Texten von Pietro Metastasio „Non piangete, amati rai“. Metastasios Texte dienten einer prominenten Vielzahl von Komponisten als Grundlage ihres musiktheatralischen Schaffens im 18. und 19. Jahrhundert. „Non piangete, amati rai“ erschien in einer Sammlung von zwölf einzelnen Arien für Sopran, Streicher und Basso continuo.

In ihren Arien für Maria Antonia Walpurgis beweist Maria Teresa Agnesi ihre Fähigkeit, die Affekte einer dramatischen Situation durch Harmonik, vokalen Satz und Instrumentation zu spiegeln. Der Text erzählt von Liebes- und Todessehnsucht. Über einem in Vierteln ehern schreitenden Bass kommen die oberen Stimmen expressiv in Linien zusammen und entfernen sich wieder voneinander.

Trotz aller f-Moll-Trauerarienstimmung erscheint das ganze Gefüge aufgelockert und wird vor allem durch charakteristische Melodielinien des Soprans beherrscht. Das auskomponierte zögernde "Stottern" ist von großer Wirkung innerhalb dieser wunderbaren Arie.

Lieblingsaufnahme Das Ensembles Le Consort spielt Dandrieu und Corelli

Das Ensembles Le Consort widmet dem Komponisten Jean-François Dandrieu eine CD und kombiniert dessen Triosonaten op. 1 mit Werken von Arcangelo Corelli. Was es damit auf sich hat, erzählt Bettina Winkler in ihrer neuen Lieblingsaufnahme.

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Christiana Nobach