Musikstück der Woche

Luigi Boccherinis „Fandango-Quintett“ mit dem Cuarteto Casals

Stand
AUTOR/IN
Christiana Nobach

Die musikgeschichtliche Bedeutung Luigi Boccherinis beruht in erster Linie auf seiner Kammermusik. Unter seinen 400 heute nachweisbaren Instrumentalwerken sind 125 Streichquintette, 91 Streichquartette und 42 Streichtrios zu finden. Erst 1798, ganz am Ende seines Schaffens, hatte er sich der Gitarre zugewandt und für sie Quintette aus früheren Werken in anderer Besetzung bearbeitet. Das berühmteste von ihnen ist das sogenannte “Fandango-Quintett”.

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Spanisches Kolorit

Aus Lucca stammend, machte Boccherini in Italien und danach in Paris Karriere als Cello-Virtuose, ehe er sich 1769 an den Königshof von Madrid begab, den er bis zum Tod 1805 kaum mehr verlassen hat.

Die 12 Quintette für Gitarre und Streichquartett gehören mit zu Boccherinis bekanntesten Kompositionen. Denn der Klang der Gitarre wird schnell mit Spanien assoziiert, und natürlich nahmen sich auch alle spanische Gitarrist*innen dieser Werke als ihrer wichtigsten Kammermusik aus der Zeit der Klassik an.

Ausgeklügelte Arrangements für Gitarre

Der Komponist wurde zu dieser Umarbeitung von älteren Streich- und Klavierquintetten von einem Gönner und Mäzen, dem Marquis de Benavente, angeregt. Als adliger Amateurmusiker konnte er mit seinem Gitarrenspiel fast professionelle Standards erreichen, zudem galt er als glühender Verehrer und ein Vorkämpfer seines Instruments.

Boccherini arrangierte aber nicht nur den Klaviersatz, sondern er setzte die Gitarre sensibel, fantasievoll und instrumentengerecht ein. Obwohl sich der Komponist grundsätzlich eher einer internationalen Musiksprache bediente, ist das grandiose Finale, ein Grave assai - Fandango, eines der frühesten Beispiele kongenialer Verwendung von spanischer Volksmusik in der Kunstmusik. Kastagnetten schaffen zusätzliches spanisches Kolorit (auch wenn sie nicht unbedingt verwendet werden müssen).

Klangliche Turbulenzen

Dem Fandango geht eine Pastorale voran, die durch die sogenannten „Pifferari“, Volksmusikanten aus dem Apennin und den Abruzzen, inspiriert sein dürfte. Boccherini hat diese beliebten Gruppen sicherlich in seiner Heimatstadt Lucca erlebt und, wie so oft in seiner Kammermusik, deren reizvoll-fremde Melodien thematisch verwendet.

Das Anfangs-Allegro spielt mit einem Marschrhythmus und enthält umfangreiche Soli für Boccherinis Instrument, das Cello. Mit archaischer Kraft beendet der sinnliche Fandango das Werk. Er zitiert hierfür eine Originalmelodie aus Andalusien, die oft und ausgiebig auch von Komponisten wie Christoph Willibald Gluck, Mozart und Beethoven verwendet wurde.

Auch die Streicher werden in diesem mitreißenden Finalsatz technisch und klanglich gefordert, können schönste symphonische Klangpracht entfalten und haben zudem einige klangliche Turbulenzen zu überstehen.

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