Musikstück der Woche

Kristóf Baráti spielt Ludwig van Beethoven: Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 A-Dur op.12 Nr. 2

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AUTOR/IN
Christiane Peterlein

Mit den drei Violinsonaten op. 12 will Ludwig van Beethoven seinen späteren Lehrer Antonio Salieri beeindrucken.

Violinist Kristóf Baráti und Pianistin Klára Würtz spielten die Sonate Nr. 2 A-Dur bei ihrem Rezital in der Reihe Bruchsaler Schlosskonzerte.

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Beethovens Lehrjahre in Wien

Es sollte eine Studienreise werden. Doch als der 22-jährige Ludwig van Beethoven 1792 von Bonn nach Wien aufbricht, ist es ein Abschied für immer: Französische Truppen besetzen das Rheinland, sodass eine Heimkehr undenkbar ist. Die äußeren Umstände sind nun andere. Was bleibt, ist Beethovens Ziel, sich als Komponist weiterzuentwickeln und bei den besten Lehrern seiner Zeit zu studieren.

Eigensinniger Meisterschüler

Als Schüler Joseph Haydns soll Beethoven den letzten Schliff bekommen und aus seinen Händen „Mozarts Geist“ erhalten, so hat es ihm sein Bonner Förderer Graf Ferdinand Ernst von Waldstein ins Stammbuch geschrieben.

„Durch ununterbrochenen Fleiß erhalten Sie Mozarts Geist aus Haydns Händen"

Allerdings ist der Unterricht nur von kurzer Dauer: Das Verhältnis zwischen dem 60-jährigen Haydn und dem schon in jungen Jahren eigenwilligen Beethoven ist wechselhaft.

Als Haydn 1794 zu seiner zweiten Englandreise aufbricht, lässt sich sein Schüler bereits heimlich parallel von Komponist Johann Baptist Schenk in Musiktheorie unterweisen. Bald nimmt er außerdem Kontrapunktunterricht beim Musiktheoretiker Johann Georg Albrechtsberger.

Italienische Raffinesse

Seine drei Violinsonaten op. 12, die 1798 erscheinen, widmet Beethoven schließlich seinem letzten Wiener Lehrer: Hofkapellmeister Antonio Salieri. Beethoven besucht seinen Unterricht sporadisch und wahrscheinlich sogar unentgeltlich, denn Salieri ist bekannt dafür, talentierte Schüler kostenlos zu unterrichten.

Erst 1800 nimmt Beethoven regelmäßig Stunden bei ihm, um sich in der Vertonung italienischer Texte weiterzubilden. Denn Beethoven plant selbst ein Opernprojekt und Salieri gilt als Koryphäe für italienische Gesangskompositionen.

Dankbarkeit oder Strategie?

Beethoven sucht Salieris Nähe wohl nicht ausschließlich wegen seines musikalischen Könnens, sondern auch wegen seines großen Einflusses. Der Italiener ist eine zentrale Figur im Wiener Musikkosmos. Neben der Hofkapelle leitet er die Italienische Oper und ist lange Jahre Präsident und danach Vizepräsident der Tonkünstler-Societät.

Und so widmet Beethoven Salieri seine Violinsonaten wahrscheinlich in erster Linie, um ihn auf sich aufmerksam zu machen. Doch die erhoffte Karriere-Förderung bleibt aus. Salieri zeigt Beethoven die gleiche freundliche Hilfsbereitschaft, für die er allgemein bekannt ist, ohne ihn besonders zu unterstützen.

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Partner auf Augenhöhe

Musikalisch sind Beethovens drei Violinsonaten op. 12 sehr nahe an Wolfgang Amadeus Mozarts späten Kompositionen für diese Gattung: Wie Mozart setzt Beethoven auf eine gleichberechtigte Behandlung der Instrumente, die sich im Dialog die Motive zuwerfen und abwechselnd die Hauptstimme einnehmen. Der einstige Primat des Klaviers ist damit abgelöst.

„Ein eigener Gang“

Kammermusik wird zu Beethovens Zeit nicht etwa von hauptberuflichen Musikern, sondern von Amateuren aufgeführt. Entsprechend leicht sollen die Werke auch zu spielen sein. Technisch anspruchsvolle Kammermusik komponiert Beethoven nur dann, wenn er einen bestimmten Interpreten im Kopf hat, z. B. die Kreutzersonate, die er später für den Violinvirtuosen George Polgreen Bridgetower schreibt.

Mit den Violinsonaten op. 12 scheint er im Zwischenbereich gelandet zu sein. Leicht resigniert beschreibt ein Rezensent der „Allgemeine musikalische Zeitung“ die Sonaten 1799 als „ein Anhäufen von Schwierigkeit und Schwierigkeit.“

„Es ist unleugbar, Herr van Beethoven geht einen eigenen Gang; aber was ist das für ein bizarrer, mühseliger Gang! Gelehrt, gelehrt, immerfort gelehrt und keine Natur, kein Gesang!“

Zum genussvollen Hören und Musizieren eignen sich die Sonaten laut diesem Kritiker also nicht. Eine Idee für ihre passende Verwendung hat er trotzdem noch: Sie seien geeignete Übungsstücke für sehr erfahrene Klavierspieler.

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Christiane Peterlein