Musikstück der Woche

Mehr zu Beethovens Sextett Es-Dur op. 81b und zum Freiburger Barockorchester

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AUTOR/IN
Julia Schwarz

„Glücksspirale“ nennen Hornist*innen ihr Instrument gelegentlich. Besonders auf dem Naturhorn ohne Ventile braucht es entweder Glück oder sehr viel Übung, um den richtigen Ton aus dem Schalltrichter hervorzuzaubern. Auf letztere können sich Bart Aerbeydt und Gijs Laceulle vom Freiburger Barockorchester verlassen. Im Musikstück der Woche spielen sie den kniffligen Hornpart mit Musikalität und sensationeller „Trefferquote“...

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Im zweiten Satz lässt Beethoven die beiden Hörner in langen Liegetönen und spannungsvollen Vorhalten verschmelzen. Alles in allem ein gediegen sangliches Adagio. So sanglich, dass ein unbekannter Tonsetzer sich Mitte des 19. Jahrhunderts kurioserweise dazu hinreißen ließ, den Satz für Männerchor einzurichten und mit einem geistlichen Text zu unterlegen.

Was Hörner lieben…

Zum Glück beließ es der Anonymus beim zweiten Satz. Das virtuose Schlussrondo hat Beethoven nun wirklich unverkennbar den Hörnern auf den Leib geschrieben. In knackigen Fanfaren präsentieren sie sich von ihrer Schokoladenseite. Und wenn man Bart Aerbeydt und Gijs Laceulle vom Freiburger Barockorchester hier so munter beim Schmettern zuhört, bekommt die Sache mit der „Glücksspirale“ einen ganz neuen Beiklang…

Freiburger Barockorchester

Das Freiburger Barockorchester (FBO) zählt heute zu den führenden Ensembles der historisch informierten Aufführungspraxis. Seit mehr als 30 Jahren prägt es das internationale Musikleben und setzt mit seinen Konzerten und Einspielungen musikalische Maßstäbe.

Gegründet wurde das FBO 1987 von ehemaligen Studenten an der Hochschule für Musik in Freiburg, überwiegend aus der Geigenklasse von Rainer Kussmaul, dem späteren Konzertmeister der Berliner Philharmoniker. Bald avancierte das Ensemble zu einem der gefragtesten Orchester mit historischen Instrumenten und erlangte internationale Bekanntheit. Das FBO gastiert regelmäßig in den bedeutendsten, internationalen Konzertsälen und auf großen Musikfestivals.

Das Kernrepertoire des Orchesters ist die Musik des Barocks und der Klassik, doch wird auch immer wieder die Musik der Romantik aufgeführt, besonders Werke von Mendelssohn und Schumann. Im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis konzertiert das FBO meist ohne Dirigent, für ausgewählte Projekte, z. B. für Opernaufführungen oder Orchesterwerke in großer Besetzung, arbeitet das Ensemble mit namhaften Dirigenten wie René Jacobs, Pablo Heras-Casado, Sir Simon Rattle oder Teodor Currentzis zusammen. Bei SWR2 ist das Freiburger Barockorchester gerne gesehener und gehörter Stammgast – in Sendungen, Gesprächen und Konzertmitschnitten.

Die künstlerischen Leiter des FBO sind Gottfried von der Goltz (Violine) und Kristian Bezuidenhout (Hammerklavier), der diese Position 2017 von der Geigerin Petra Müllejans übernahm. Beide Künstler treten auch als Solisten in Erscheinung.

Die außerordentliche musikalische Vielfalt des FBO ist auf zahlreichen Einspielungen dokumentiert, die mit einer Vielzahl an Preisen und Auszeichnungen dekoriert wurden, darunter mehrere ECHO Klassik, Nominierungen für den Grammy und der Deutschen Schallplattenkritik.

Musikstück der Woche Beethovens Streichquartett f-Moll op. 95 mit dem Minetti Quartett

Jetzt wird’s ernst – denn Beethoven hat mit diesem Quartett in der Weltschmerz-Tonart f-Moll eine klingende Enzyklopädie der Seelenfinsternis geschrieben. Wahrscheinlich aus tiefem Liebeskummer heraus. Aber wenn Beethoven komponiert, kann selbst Schmerz schön sein!

SWR2 Musikstück der Woche SWR2

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Julia Schwarz