Musikstück der Woche

Ludwig van Beethoven: Missa solemnis

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AUTOR/IN
Julia Schwarz

„Happy Birthday, Ludwig!“ Zum 250. Geburtstag gratuliert das Musikstück der Woche mit einem gigantischen Ständchen und einem persönlichen Gruß.

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Zum 17. Dezember 2020

Verehrter Herr van Beethoven,

die Hälfte aller Musikstücke der Woche haben wir in den letzten 365 Tagen Ihnen gewidmet. Von der Bagatelle bis zur Symphonie war alles dabei. Wir haben zur Mondscheinsonate geschmachtet, hatten Gänsehaut beim Geistertrio und ein Feuerwerk der Endorphine bei der Ode an die Freude, kurz: Der (Götter-) Funke ist übergesprungen!

Zum Zweihundertfünfzigsten soll es deshalb etwas Großes sein, ein gigantisches Ständchen, gewissermaßen: Wir dachten da an die Missa solemnis in der Einspielung mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern.

Ein echtes Meisterstück

Viele Komponisten haben eine „Missa solemnis“ geschrieben – Sie haben DIE Missa solemnis geschaffen. Selbst für uns heute ist sie noch ziemlich heftiger Stoff, eher eine Liebe aufs zweite Hören. 75 Minuten Beethoven pur und 75 schweißtreibende Minuten für die Musiker*innen. Wie die Soprane bei der Erstaufführung in Wien 1824 nach all den hohen „Bs“ noch die Ode an die Freude herausgekrächzt haben, ist uns schleierhaft…

Hand aufs Herz – Ihre Missa würde den Rahmen jedes noch so festlichen Hochamtes sprengen. Auch wenn sie dafür ursprünglich gedacht war, eine liturgische Musik ist sie nicht geworden. Eher eine monumentale und ziemlich beeindruckende Mischung aus Oratorium und Symphonie. Faszinierend, wie bildhaft Sie einerseits den Text in Szene setzen und gleichzeitig alles in runde Formen gießen.

Text wirkungsvoll in Szene gesetzt

Im Gloria zum Beispiel, wenn der Chor das „Ehre sei Gott in der Höhe“ buchstäblich in höchsten Höhen jubiliert und für den „Frieden auf Erden“ in die tiefe Lage hinabsteigt oder wenn die Solisten erst wunderbar weich das „der Du trägst die Sünd der Welt“ intonieren und die Streicher die „Sünd“ dann nochmal mit dramatischem Tremolo unterlegen. Stark!

Krieg und Frieden in 434 Takten

Ziemlich eindrücklich ist Ihnen auch der Schluss gelungen. „Wie komponiert man Frieden?“, haben Sie sich beim Schreiben vielleicht gefragt. Trommelwirbel und kriegerische Fanfaren im „Dona nobis pacem“ neben elegischen Melodiestücken, sozusagen Krieg und Frieden in 434 Takten. Auf die Idee muss man erst mal kommen…

Doch, ohne Frage, die Missa solemnis ist ein würdiges Geburtstagsständchen! Wir gratulieren von Herzen mit den besten Wünschen und in Vorfreude auf noch viele Beethoven-Musikstücke.

Hochachtungsvoll,
die Autor*innen des Musikstücks der Woche

Zeitwort 8.2.1823: Beethoven bietet Goethe die C-Dur Messe Missa Solemnis zum Kauf

Der Komponist profitierte von einer lebenslangen Rente und hatte eigentlich genug Geld. Aber die Inflation fraß sein Vermögen. 50 Dukaten sollte die Missa Solemnis kosten.

SWR2 Zeitwort SWR2

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Julia Schwarz