Musikstück der Woche

Johannes Brahms: Trio für Horn, Violine und Klavier Es-Dur op. 40

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AUTOR/IN
Judith Koschmieder

Beim Spaziergang in Lichtental sei ihm morgens, als die Sonne aufging, sein Horntrio in den Sinn gekommen, erzählte Brahms.

Kein anderes seiner Werke ist so mit der Landschaft um Baden-Baden verwoben.

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Sanfter, trauriger Klang

Als Johannes Brahms die Arbeit an seinem Horntrio in Baden-Badener Ortsteil Lichtental begann, waren nur wenige Wochen seit dem Tod seiner Mutter Christiane Brahms vergangen. Das Trio wird daher immer wieder als persönliches Requiem des trauernden Sohnes für seine im Februar 1865 verstorbene Mutter bezeichnet. So deutete das später zumindest sein guter Freund Max Kalbeck und schrieb es 1904 in seiner Biographie.

Noch heute dominiert diese ‚Lesart‘ zahlreiche Programmtexte und Werkinterpretationen und das, obwohl sie schon lange mehr Fragen aufwirft als Antworten liefert. Um das Horntrio besser verstehen zu können, gibt uns die Musikwissenschaft mittlerweile längst weitere Interpretationsmöglichkeiten an die Hand.

Naturhorn statt modernes Ventilhorn

Ohne Zweifel: das Horntrio ist etwas Besonderes. Allein die außergewöhnliche Besetzung um ein Waldhorn verleiht ihm einen besonderen Stellenwert. Brahms' ausdrücklicher Wunsch war es, dieses Werk auf dem „alten“ Naturhorn und nicht dem modernen Ventilhorn zu spielen. Letzteres soll er dabei verächtlich als „Blechbratsche“ bezeichnet haben. Der dunkle Naturhornklang hingegen soll ihn an die wohl behütete Zeit in seinem Elternhaus erinnert haben, in welchem er das Hornspiel vom Vater erlernt hatte.

Dass er diese Klangästhetik des Naturhorns bevorzugte, entsprang jedoch nicht aus einem Moment des Erinnerns heraus, stellt kein intimes Privatsymbol und auch keinen Lösungsschlüssel für das Horntrio dar. Denn Zeit seines Lebens bestand Brahms auf der grundsätzlichen Verwendung des Naturhorns in seinen Orchesterwerken.

Poesie statt „rohem, abscheulichen“ Klang

Für sein Trio op. 40 ergibt das einen sinnlichen Duktus und Aufschluss darüber, wie Brahms selbst sein Werk hätte hören wollen: „Ist der Bläser nicht durch die gestopften Töne gezwungen, sanft zu blasen, so sind auch Klavier und Violine nicht nötig, sich nach ihm zu richten. Alle Poesie geht verloren und der Klang ist von Anfang an roh und abscheulich.“ Die ersten Takte der Hornstimme sollten „deutlich zeigen, wie das ganze Stück zu behandeln ist“, so Brahms.

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Judith Koschmieder