Musikstück der Woche

La Cetra Barockorchester Basel spielt Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 6

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AUTOR/IN
Bettina Müller-Hesse

Solo für alle: In jedem seiner sechs Brandenburgischen Konzerten setzt Bach ein anderes Orchesterinstrument (oder gleich mehrere) in Szene. Im sechsten sind es die Mittelstimmen und die tiefen Streicher, die sonst selten im Rampenlicht stehen. Geschrieben hat Bach die Konzerte in seiner Zeit als Kapellmeister in Köthen.

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Nie mehr weg aus Köthen, oder doch?

Holprig ist sein Anfang in Köthen. Bach unterschreibt seinen Vertrag bei Fürst Leopold von Anhalt-Köthen ohne vorher in Weimar um seine Entlassung gebeten zu haben. Dafür wandert er einige Wochen ins Gefängnis.

Dann aber, im Dezember 1717, beginnt eine für ihn glückliche Zeit. Er wird gut bezahlt, hat eine große Kapelle mit guten Solisten und ist geschätzt von seinem Dienstherrn, dem „gnädigen und Music so wohl liebenden als kennenden Fürsten, bey welchem auch vermeinete meine Lebenszeit zu beschließen“. Dazu wird es nicht kommen.

Musikstücke als Bewerbungsmappe

Schon zwei Jahre später ist Bach nach Berlin unterwegs. Man braucht ein neues Cembalo fürs Orchester in Köthen. Dort nutzt er die Gelegenheit, um dem Onkel des regierenden Soldatenkönigs, dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt, vorzuspielen.

Bach will seine Spielkünste auf dem Cembalo zeigen. Aber immer im Hinterkopf hat er: neue Aufträge? Vielleicht sogar eine Anstellung? Und tatsächlich bittet ihn der Markgraf, ihm ein paar Stücke nach Berlin zu schicken, wenn er wieder zurück in Köthen ist.

Die Geburt der Brandenburgischen Konzerte

Bach schaut, was er auf Lager hat. Und wird fündig bei älteren Stücken, die er teilweise in Weimar komponiert hat. Die sortiert und ergänzt er auf einzigartige Weise. Es ist die Geburt der 6 Brandenburgischen Konzerte.

Jedes einzelne hat einen eigenen Charakter, der direkt oder indirekt auf den Markgrafen anspielt, – und vor allem eine ganz individuelle Instrumentierung. Bach nennt die Konzerte „concerts avec plusieurs instruments“.

Keine Bläser, keinen Geigen im sechsten Konzert

In Bachs sechstem Brandenburgischen Konzert fehlen nicht nur die Bläser, sondern auch die Geigen. Solisten sind hier zwei Bratschen. Instrumente, die Bach oft und gerne selbst spielte. Unterstützt werden sie von zwei Gamben und einer Continuo-Gruppe, es fehlt also komplett eine ganze Farbe in diesem Ensemble.

Das hat natürlich Auswirkungen auf den Klang. Die Klangfarbe ist dunkel, Bach wählt sie bewusst, er weist auf die Vergänglichkeit des Menschen hin. Dennoch sind der erste und dritte Satz lebendig und virtuos gestaltet und als Mittelsatz erblüht ein inniger Dialog der beiden Bratschen.

La Cetra Barockorchester Basel

Rasante Tempi und federnder Schwung sind das Markenzeichen des La Cetra Barockorchesters, gegründet 1999 in Basel. Der Name ist Antonio Vivaldis Violinkonzert-Sammlung op. 9 entlehnt mit dem Titel „La Cetra“ – die Leier – und deutet auf das Kernrepertoire des Orchesters hin: italienische Instrumentalmusik des 18. Jahrhunderts. Künstlerischer Leiter ist Andrea Marcon. In unserer Aufnahme von den Schwetzinger SWR Festspielen teilen sich die Konzertmeisterin und der Cembalist von La Cetra das musikalische Kommando.

Zum 300. Jubiläum: Reinhard Goebels Einsichten in die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach

Dirigent und Geiger Reinhard Goebel (Foto: Pressestelle, © Wolf Silveri)
Dirigent und Geiger Reinhard Goebel

„Diese Konzerte sind das Nonplusultra der Musikgeschichte! Sie regen dermaßen zum Staunen an – und sind gleichzeitig zum Niederknien“: In einer sechsteiligen SWR2-Reihe spricht Reinhard Goebel über die sechs „Brandenburgischen Konzerte“.

Musikstück der Woche La Cetra Barockorchester Basel spielt Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 4

So unterschiedlich sie sind, so packte Johann Sebastian Bach doch seine sechs Instrumentalkonzerte 1721 in ein Paket und sandte sie dem Markgrafen von Brandenburg. Das vierte der „Brandenburgischen Konzerte“ für Soloblockflöten und Violine erklang bei den Schwetzinger SWR Festspielen.

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Bettina Müller-Hesse