Musikstück der Woche

István Várdai und Zoltán Fejévári spielen Mendelssohns Variations concertantes op. 17

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Bettina Müller-Hesse

Er wächst im Schatten seiner Geschwister Felix und Fanny auf, obwohl auch er mit viel musikalischem Talent ausgestattet ist: Paul Mendelssohn, jüngstes der vier Geschwister. Er spielt Cello und Felix widmet ihm wunderschöne Variationen, die Paul – wie jede Note seines Bruders für ihn - im Banktresor aufbewahrt.

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Der eiserne Kaufmann

Das liegt nahe, denn Paul tritt das väterliche Erbe als Bankier an. Nach einer kaufmännischen Ausbildung in London und Paris arbeitet er im familieneigenen Bankhaus in Berlin, er ist fleißig und penibel. Felix spottet oft darüber: „Lieber Paul, Du musst nicht so viel arbeiten, sonst verachtest Du Deinen müßigen Bruder zu sehr.“

Sein Fleiß zeigt sich auch beim Musikmachen. Paul übt nach Geschäftsschluss eifrig Cello, er besitzt ein schönes Stradivari-Cello. Felix und Fanny versorgen ihn mit Kompositionen.

Die Variationen und Johann Sebastian Bach

1829 komponiert Felix Mendelssohn Bartholdy für Paul die „Variations concertantes“, genau in dem Jahr, in dem er - zum ersten Mal nach 100 Jahren - Bachs Matthäuspassion in Berlin aufführt.

Mendelssohn beherrscht „seinen“ Bach aus dem ff und baut in seine Variationen auch einige barockisierende Elemente ein. Darüber hinaus wählt er ein schlichtes, volksliedhaftes Thema, dessen Konturen sich aber schnell auflösen, das Werk nimmt Fahrt auf und entpuppt sich als ein Stück, das auch dem virtuosen Spiel Raum lässt.

Zuhause auf dem Notenpult

Natürlich werden die Variationen sofort ausprobiert. Paul am Cello, Felix oder Fanny am Klavier. Die Geschwister sind sich nahe, beim Musizieren und auch persönlich. Als 1847 innerhalb kürzester Zeit Felix und Fanny sterben, notiert Paul: „Wahrlich in einer Schlacht können die Reihen nicht mit furchtbarerer Eile gelichtet werden. Der strenge Ernst hat sein Reich angetreten und wird uns mit eisernem Scepter regieren“.

Die Geschwister fehlen ihm. Ihre Musik bleibt. Wie etwa Felix‘ Cello-Variationen. In ihnen klingt die geschwisterliche Nähe und Verbundenheit an.

István Várdai und Zoltán Fejérváry

Beide stammen aus Ungarn. Der Cellist István Várdai hat in Budapest und Wien studiert und 2014 den 1. Preis beim ARD Musikwettbewerb gewonnen. Er spielt auf dem legendären „Ex Du Pré-Harrell“ Stradivarius von 1673, das vor ihm die beiden Ausnahme-Cellistinnen Jacqueline Du Pré und Lynn Harrell gespielt haben.

Der Pianist Zoltán Fejérváry hat in seiner Heimatstadt Budapest und in Madrid studiert. Auch er hat international wichtige Preise gewonnen. Er ist ein großer Kammermusikfan und Lehrer. Seit letztem Herbst hat er eine Professur an der Hochschule für Musik FHNW in Basel.

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