Musikstück der Woche mit Harriet Krijgh

Gabriel Fauré: Elégie für Violoncello und Klavier c-Moll op. 24

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Gabriel Faurés Vorliebe für die tiefen Töne kam vor allem einem Instrument zu gute: dem Violoncello. Seine berühmte Elégie op. 24 hatten Harriet Krijgh (Violoncello) und Kamilla Isanbaeva (Klavier) in ihrem Debut bei den Schwetzinger SWR-Festspielen am 2.06.2013 auf dem Programm.

Kammermusik nach französischer Art

Gabriel Fauré war vor allem ein Komponist der leiseren Töne: Klaviermusik und Lieder, ja überhaupt Kammermusik zählen zu seinen bevorzugten Formaten. Als er 26 Jahre alt war, motivierte ihn die Gründung der Société Nationale de Musique unter anderem durch Camille Saint-Saëns sich verstärkt der Kammermusik zu widmen. Mehr noch als das: gemeinsam mit Saint-Saëns, Edouard Lalo und César Franck verschrieb sich Fauré in diesem Jahr 1871 der Erneuerung französischer Kammermusik.

Als Kirchenmusiker an der Pariser Madeleine war Fauré vertraut mit dem Orgelspiel und vor allem mit der Rolle des Orgelpedals. "Herbei, ihr Bässe!" wird er zitiert, was sich auch in seiner Harmonik belegen lässt. Und dazu passt, dass er immer eine große Vorliebe für das Violoncello als Instrument gehegt, ja ihm sogar einen besonderen Platz in seinen Kammermusikwerken eingeräumt hatte. Etwa im Adagio des ersten Klavierquartetts op. 15, oder auch im Andante seines Klaviertrios op. 120, im Finale des Streichquartetts op. 121. Und dann natürlich in der Elégie und anderen kurzen Stücken, die eine Art Vorläufer zu den beiden Sonaten sein sollten, die er gegen Ende seines Lebens für Violoncello schrieb (op. 109 und 117).

Die Élégie wurde zum ersten Mal 1880 in einem Salon von Saint-Saëns aufgeführt. Seinem Verleger schrieb Fauré danach: "Die Aufnahme, die mein Cellostück gefunden hat, war glänzend. Sie ermutigt mich sehr, daraus eine ganze Sonate zu machen." Aber aus der Elégie wurde trotz ihrer inhaltlichen Fülle und ihrer sonatenhaften A-B-A-Form keine Sonate. Die Zeit war noch nicht reif für eine Cello-Sonate aus der Feder von Fauré, es sollte 1917 und 1921 erst soweit sein, als die beiden großen Fauré-Sonaten für Violoncello entstanden.

Die Elégie kam erstmals öffentlich dann 1883 in der Société Nationale de Musique auf die Bühne, und ihr Erfolg war überwältigend, später brachte Fauré auch eine Version mit Orchester heraus und brachte sie damit auf eine größere Bühne. Der erste Cellist, der 1901 diese Fassung spielte, war Pablo Casals.

Harriet Krijgh (Violoncello)

Harriet Krijgh wurde im Juni 1991 in den Niederlanden geboren und erhielt im Alter von fünf Jahren ihren ersten Cello Unterricht. Im Jahr 2000 wurde sie in die Klasse junger Talente an der Hochschule für Musik Utrecht aufgenommen, wo sie von Lenian Benjamins unterrichtet wurde. 2004 verlegte Harriet ihren Lebensmittelpunkt nach Wien, um bei Lilia Schulz-Bayrova und Jontscho Bayrov an der Konservatorium Wien Privatuniversität Cello zu studieren. Seit September 2013 studiert Harriet als "Junge Solistin" an der renommierten Kronberg Academy bei Frans Helmerson, dieses Studium wird durch das Casals-Stipendium ermöglicht. Ihre künstlerische Ausbildung bei Schulz-Bayrova in Wien setzt sie parallel dazu fort.

Harriet Krijgh ist eine der aufregendsten und vielversprechendsten jungen Cellistinnen der Gegenwart. Ihr kantables und ausdrucksstarkes Spiel berührt und begeistert Publikum wie Presse gleichermaßen.Die junge Künstlerin war bereits im Musikverein und im Konzerthaus Wien zu Gast, sie spielte bei den Haydn Festspielen Eisenstadt, bei den Musiktagen Mondsee, bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, beim Festival Sommets Musicaux Gstaad, beim Rheingau Musikfestival und bei den Schwetzinger Festspielen. In den Niederlanden trat sie unter anderem im Concertgebouw Amsterdam, im Muziekcentrum Vredenburg in Utrecht und im de Doelen Konzerthaus von Rotterdam auf.
Zukünftige Engagements führen Harriet Krijgh ins Concertgebouw Amsterdam und in den Musikverein Wien zurück, erstmals spielt sie in der Philharmonie Essen und im Konzerthaus Dortmund. In der Saison 2013/14 ist sie Stipendiatin der Mozart-Gesellschaft Dortmund. In Konzerten mit dem NDR Sinfonieorchester Hamburg und dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin wird sie das Cellokonzert von Edward Elgar zur Aufführung bringen.

Harriet ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe. So gewann sie zwischen 2008 und 2010 1. Preise beim „Prinses Christina Concours“ in den Niederlanden, beim Österreichischen Bundeswettbewerb „Prima la Musica“, beim Fidelio-Wettbewerb in Wien, sowie den „Nicole Janigro Preis“ beim internationalen „Antonio Janigro Cello Competition“ in Kroatien. Ein großer Erfolg war der 1. Preis und der Publikumspreis bei der Cello Biennale Amsterdam im November 2012.

Auf Burg Feistritz in Österreich hat die Cellistin ein eigenes Festival „Harriet & Friends“ initiiert, bei dem sie alljährlich im Juni mit befreundeten Musikern aus aller Welt Kammermusik spielt.

Kamilla Isanbaeva (Klavier)

Gemeinsam mit Harriet Krijgh hat die Pianistin Kamilla Isanbaeva die von der Kritik hoch gelobte CD "The French Album" mit Musik von Franck, Debussy, Fauré und Offenbach eingespielt, die im März 2012 erschienen ist. Isanbaeva, die in Usbekistan geboren wurde, war nach ihrem Umzug in die Niederlande 1994 ebenfalls Mitglied der Klasse junger Talente in Utrecht. Neben Recitals in den Niederlanden ist sie bei zahlreichen Musikfestivals zu Gast. Sie lebt heute in London.

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Kerstin Unseld