Musikstück der Woche

Esther Valentin und Anastasia Grishutina interpretieren Edvard Griegs 6 Lieder op. 48

Stand
AUTOR/IN
Bettina Müller-Hesse

„Liedkunst geht direkt ins Herz“. Davon sind die Mezzosopranistin Esther Valentin und die Pianistin Anastasia Grishutina fest überzeugt. Und beweisen es mit jedem Konzert und jeder Aufnahme. Im Corona-Sommer 2020 haben die beiden SWR2 New Talents Lieder von Edvard Grieg aufgenommen, in denen Grieg deutsche Dichtkunst vertont.

Audio herunterladen (28,7 MB | MP3)

Grieg – ein Norweger mit deutscher Seele?

Edvard Grieg hängt das Etikett um, ein durch und durch norwegischer Komponist zu sein. Dagegen hat er sich oft gewehrt. Grieg verstand sich als Europäer, er verehrte vor allem auch die deutsche Kultur – nicht nur die Musik, sondern auch die deutsche Lyrik. Er konnte sie in der Originalfassung lesen, denn er studierte in Leipzig und sprach gut Deutsch. Für seine 6 Lieder op. 48 vertonte er deutsche Gedichte aus Klassik und Romantik – in norwegischer Übersetzung.

Es sind Gedichte, die sich um erfüllte und unerfüllte Liebe ranken. Der Zyklus beginnt mit dem „Gruß“ von Heinrich Heine, einem Frühlingsgruß. Es folgen „Dereinst, Gedanke mein“ von Emanuel Geibel, und „Lauf der Welt“ von Ludwig Uhland. „Die verschwiegene Nachtigall“ von Walther von der Vogelweide ist so verschwiegen, dass sie – Zeugin eines Schäferstündchens – nur „Tandaradei“ zwitschert. „Zur Rosenzeit“ ist ein Text von Goethe und das Lied „Ein Traum“ folgt einem Gedicht von Friedrich von Bodenstedt.

Das Lied – eine Liebeserklärung

Edvard Grieg hat immer betont, dass er Lieder auch darum komponiert habe, um sich vor den Dichtern zu verneigen. Aber es gab noch einen anderen Grund, warum Lieder ihm so wichtig waren: „Ich liebte ein Mädchen mit einer wundervollen Stimme und einer genauso wundervollen Begabung als Interpretin“, so Grieg.

Das Mädchen hieß Nina Hagerup und wurde seine Frau. Sie war für ihn die einzige Interpretin, die er sich für seine Lieder wünschte, und fast alle seine Lieder sind für ihre Sopranstimme komponiert.

Im Volkston

Das Lied war für Grieg, der die kleine Form, die Volksdichtung und die Melodie geliebt hat, eine perfekte Form. Er hat über 150 Lieder geschrieben. Fast immer sind sie schlicht, „im Volkston“ gehalten.

Und ganz wichtig für Grieg: Der Text ist nie der Musik untergeordnet, sondern die Musik folgt der Sprachmelodie. Der/die Sänger*in sollte im Dienste des Dichters und des Gedichtes stehen. So ist es auch in den 6 Liedern op. 48. Liebeslieder, die durch ihre schlichte, klare, melodienreiche Sprache beeindrucken.

Esther Valentin und Anastasia Grishutina

Die aus Heidelberg stammende Mezzosopranistin Esther Valentin und die Pianistin Anastasia Grishutina, in Moskau geboren, haben sich 2016 an der Kölner Musikhochschule kennen gelernt. 2018 erhielt das Duo den 1. Preis beim Internationalen Schubert-Wettbewerb Dortmund.

Seit 2019 fördert SWR2 für drei Jahre die Musikerinnen als „SWR2 New Talents“ mit Aufnahmen, Konzerten und Sendungen – „zwei Musikerinnen“, so die Jury der SWR2-Musikredatkion, „die sich der Kunstform des Klavierliedes so bedingungslos und auf derart hohem künstlerischen Niveau widmen“.

SWR2 New Talent 2019 – 2022 SWR2 New Talent: Das Lied-Duo Esther Valentin und Anastasia Grishutina

Das deutsch-russische Klavierlied-Duo Esther Valentin und Anastasia Grishutina wird drei Jahre lang als SWR2 New Talent gefördert. Die Jury zeigte sich fasziniert von dem hohen künstlerischen Niveau ihres Zusammenspiels.

Stand
AUTOR/IN
Bettina Müller-Hesse