Die Komponistin Emilie Mayer hatte es nicht leicht: Als Frau in einer Männerdomäne waren hochgezogenen Augenbrauen und empörte Blicke vorprogrammiert. Davon ließ sie sich aber nicht beirren – zum Glück, denn sie bescherte uns damit großartige Musik!
Dem Chauvinismus trotzen
Die Komponistin Emilie Mayer wurde von ihren Zeitgenossen als „der weibliche Beethoven“ bezeichnet. Aus heutiger Sicht klingt das ein wenig nach: „Für eine Frau gar nicht so übel“. Womöglich waren die Herren schlichtweg überrascht, dass sich eine Frau im 19. Jahrhundert an die großen Formen, wie etwa Sinfonien, herantraute – schließlich war das eine Männerdomäne.
„Das Weib gebiert Menschen, der Mann das Kunstwerk.“ Diese Meinung vertrat nicht nur der Philosoph und Physiker Johann Wilhelm Ritter. Das Schaffen ‚wahrer‘ Kunst war im 19. Jahrhundert den Männern vorbehalten – zumindest waren sie selbst dieser Ansicht. Frauen, die Salonmusik komponierten, ließ man sich gerade noch gefallen.
Aber Emilie Mayer wollte mehr. Sie wollte groß besetzte Orchesterwerke schreiben. Und sie tat es auch.
Hauptberuf: Komponistin
In Emilie Mayers Werkliste finden sich unter anderem acht Sinfonien, ein Klavierkonzert und fünfzehn Ouvertüren. Anders als viele ihrer Kolleginnen – wie etwa Clara Schumann – verstand sie sich in erster Linie als Komponistin und nicht als nebenbei komponierende Interpretin.
Und so legte sie im 19. Jahrhundert eine außergewöhnliche Karriere hin: Ihre Kompositionen wurden in verschiedenen europäischen Städten, wie etwa Berlin, Leipzig, Wien, Brüssel oder Lyon, aufgeführt. Das war für eine Komponistin zur damaligen Zeit alles andere als selbstverständlich und das bekam Emilie Mayer auch zu spüren: Für die Aufführung ihrer Kompositionen musste sie zeitlebens kämpfen.
Als sie 1883 in Berlin starb, geriet ihr Schaffen schnell in Vergessenheit.
Auf eigenen kompositorischen Pfaden
Emilie Mayers zweite Sinfonie entstand vermutlich zwischen 1842 und 1847. Zu dieser Zeit studierte die Komponistin bei Carl Loewe – dem sogenannten „König der Balladen“ – in Stettin. In ihrer zweiten Sinfonie sucht Emilie Mayer nach eigenen kompositorischen Wegen. Das zeigt sich schon zu Beginn des Werks.
Die langsame Einleitung des ersten Satzes ist mit insgesamt 40 Takten ungewöhnlich lang. Erst danach geht es so richtig los. Doch zunächst tastet sich die Musik allmählich an das Geschehen heran, ein paar Hinweise werden gestreut, vor allem aber wird die Neugier geweckt und Spannung aufgebaut. Spannungsaufbau – darin ist Emilie Mayer eine Meisterin und das belegt auch ihre zweite Sinfonie.
Ensemble Reflektor
Das Ensemble Reflektor ist ein Kammerorchester, das die Musiklandschaft seit 2015 mit innovativen Konzertprogrammen bereichert. Dabei stehen Musikvermittlung und Partizipation im Fokus. Das Ensemble Reflektor tritt somit als Botschafter einer Musikkultur ohne Grenzen ein – egal, ob in Konzerthäusern, Clubs, Industriehallen oder Schulen.
Seit 2021 steht Holly Hyun Choe als „Erste Dirigentin“ am vordersten Pult des Kammerorchesters. Eines ihrer großen Anliegen ist die Förderung und Sichtbarmachung von Komponistinnen.
Ensemble Reflektor: Gewaltakt
Das Ensemble Reflektor ist ein relativ neues Orchester in der Klassikszene. 2015 gründete sich das 40köpfige Ensemble aus jungen Musikern, die gerade noch studieren oder kürzlich ihr Studium abgeschlossen haben. Und so strotzt das Ensemble natürlich nur so vor jungen wilden Musikern. Mit unheimlich viel Energie und Leidenschaft für die Musik. Sie haben ein klares Ziel: Gleichaltrige und ein klassikfernes Publikum zu begeistern. In diesem Jahr hat das Ensemble sein Debütalbum veröffentlicht. Gewaltakt heißt es. Keine leichte Kost – aber spannend. Das Album zeigt anhand aus gewählten Werken von Beethoven, Rameau und dem estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür, wie viel Leid, Schmerz und Gewalt in Musik stecken kann. Catharin Reinmuth hat sich das Debütalbum angehört.