Musikstück der Woche 20. Juli bis 27. Juli 2009

"Musizieren, lieben, Maul halten"

Stand
AUTOR/IN
Doris Blaich

Franz Schubert: Rondo für Geige und Orchester A-Dur D 438

Von Schubert gibt es leider kein Violinkonzert, aber dieses Rondo für Geige und Orchester ist ein kleiner Trost. Unsere Aufnahme mit Stefan Wagner, dem RSO Stuttgart und Sir Roger Norrington wurde live aufgezeichnet bei den Schwetzinger Festspielen 2002.

„Zu Schubert“, so sagte der Physiker Albert Einstein einmal, „habe ich nur zu bemerken: Musizieren, lieben und – Maul halten!“ Und im Falle des Rondos für Violine und Streicher bleibt uns auch gar nicht viel anderes übrig. Nur ein paar dürre und dürftige Fakten wissen wir darüber: Schubert schrieb das Rondo 1816 in Wien, in unmittelbarer Nähe zu seiner 5. Sinfonie. Es war das letzte Jahr seiner Kompositionsstudien bei Antonio Salieri, er war damals gerade 18 Jahre alt. Die Geige (und ergänzend auch die Bratsche) war Schuberts Instrument. Im Orchester des Wiener Stadtkonvikts war er Konzertmeister, zu Hause spielte er mit Freunden und Geschwistern Streichquartett, später in verschiedenen Amateurorchestern. Erstaunlicherweise hat er aber nie ein Violinkonzert komponiert, und so ist dieses Rondo das einzige Werk Schuberts, in dem er die Geige solistisch einem Orchester gegenüberstellte. Wann die Uraufführung stattfand und ob Schubert sie überhaupt erlebt hat, liegt im Dunkeln.

Schubert gliedert das Stück in zwei Teile: eine ausdrucksstarke langsame Einleitung (Adagio) bildet das Eingangsportal zu dem Rondo-Satz, in dem zwei rhythmisch prägnanten Motive einen heiteren Rundtanz bilden. Die Geige spielt dabei durchweg die Hauptrolle, das Orchester begleitet. Und jetzt – frei nach Einstein: „Hören, lieben und …“ – was Sie dann tun, überlassen wir natürlich Ihnen. Wenn Ihnen doch nach einem Kommentar zumute ist, gibt es dafür im rechten Fenster ein Feld zum Anklicken. Die Redaktion freut sich immer über Rückmeldung.

Stefan Wagner

Stefan Wagner ist seit 1992 Erster Konzertmeister des NDR Sinfonieorchesters in Hamburg und arbeitet regelmäßig mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart zusammen. Geboren wurde er 1962 in Augsburg; ersten Violinunterricht erhielt er im Alter von sechs Jahren von seinem Vater. Er studierte bei Karoline Kraus und Kurt Guntner an der Münchner Musikhochschule, wo er sein Studium mit Auszeichnung abschloss. Anschließend wurde er als Stipendiat in die Meisterklasse von Sergiu Luca an der Rice University in Houston aufgenommen, abschließende Studien führten ihn zu Herman Krebbers nach Amsterdam. Mehrfach wurde er bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet. Seine erste Konzertmeisterstelle trat er im Alter von 27 Jahren bei den Stuttgarter Philharmonikern an.

Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und Sir Roger Norrington

Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Foto: SWR, SWR -)
Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR

Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR spielt jährlich rund 90 Konzerte im Sendegebiet des Südwestrundfunks, in den nationalen und internationalen Musikzentren und bei bedeutenden Musikfestspielen. Ein herausragender Höhepunkt in der Geschichte des RSO Stuttgart war das Konzert zum 80. Geburtstag von Papst Benedikt XVI. im Vatikan, das im April 2007 weltweit live übertragen wurde.

Das Orchester pflegt das klassisch-romantische Repertoire in exemplarischen Interpretationen und setzt sich mit Nachdruck für zeitgenössische Musik und selten aufgeführte Komponisten und Werke ein. Bis heute hat es mehr als 500 Werke uraufgeführt.

Viele namhafte Dirigentenpersönlichkeiten haben das RSO in den letzten 60 Jahren geprägt, unter Ihnen Sergiu Celibidache, Carl Schuricht, Sir Georg Solti, Giuseppe Sinopoli, Carlos Kleiber, Sir Neville Marriner, Georges Prêtre und Herbert Blomstedt. Ebenso konzertieren regelmäßig hochkarätige Solisten aller Generationen beim RSO.

Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Er verleiht "seinem" Orchester ein unverwechselbares klangliches Profil durch die Verbindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters. Ergebnis dieser Synthese ist ein "reiner Klang", der von der Presse gerne als "Stuttgart Sound" bezeichnet wird.

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Doris Blaich