Musikstück der Woche vom 22.6. bis 28.6.2009

Vier Schläge als Markenzeichen

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Sir Roger Norrington dirigierte im 4. Abo-Konzert RSO Stuttgart des SWR2001/2002 die Fünfte von Ludwig van Beethoven.

Am 21. Dezember 2001 war in der Stuttgarter Liederhalle der Klassiker aller klassischen Sinfonien in einer historisch informierten Interpretation zu hören.

Klopfgeräusche des Schicksals

1807 kam Ludwig van Beethovens Fünfte zur Uraufführung, und innerhalb der nächsten knapp 60 Jahre konnte der Verlag Breitkopf & Härtel das Aufführungsmaterial dieses Werks fast 1000 mal verkaufen. Dokumentierten nicht schon all die positiven Kritiken und das Lob von Beginn an einem riesigen Erfolg dieser Sinfonie, so würden hier nüchterne Fakten für sich sprechen. Oder auch Jahreszahlen: Denn gut 100 Jahre nach der Uraufführung wurde Beethovens Fünfte aufgrund ihrer Popularität und Bedeutung auch das erste länger Musikstück, das phonographisch produziert wurde, als Arthur Nikisch es 1913 einspielte.

Die Berühmtheit und gleichzeitig die Interpretation der vier Schläge, mit denen Beethovens c-moll-Sinfonie beginnt und die sie als "Schicksalssinfonie" apostrophieren, stützen sich zwar nur auf eine fragwürdigen Aussage von Beethovens Sekretär Anton Schindler, der Beethoven mit Worten zitierte: "So pocht das Schicksal an die Pforte." Nachvollziehbar aber scheint dieses Bild beim Hören jedem. Und so hämmert sich diese Sinfonie mit ihren Schlägen in's Ohr, hämmerte sich gar in den Stand eines Klassikers par excellence.

Beethoven schrieb relativ lange an dieser Sinfonie; begonnen 1803 kurz nach der Fertigstellung der kaum minder berühmten dritten Sinfonie, der "Eroica", komponierte er bis 1808 an der fünften Sinfonie - und parallel dazu an einer ganzen Reihe anderer großer Werke. Das große Markenzeichen der c-moll Sinfonie ist - vom ersten Akkord an - ihr unüberhörbar appellativer Charakter. Zwingender wurde zuvor in der Musikgeschichte nie der Hörer in das Geschehen einer Musik mit einbezogen. Beethovens direkte Ansprache hinterlies Spuren, und so hat gerade seine fünfte Sinfonie stetigen Anstoß geboten, sich mit diesem Werk theoretisch oder auch kompositorisch und literarisch auseinander zu setzen.

Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR

Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR (Foto: SWR, SWR -)
Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR

Das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR spielt jährlich rund 90 Konzerte im Sendegebiet des Südwestrundfunks, in den nationalen und internationalen Musikzentren und bei bedeutenden Musikfestspielen. Das RSO pflegt das klassisch-romantische Repertoire in exemplarischen Interpretationen und setzt sich mit Nachdruck für zeitgenössische Musik und selten aufgeführte Komponisten und Werke ein.
Viele namhafte Dirigentenpersönlichkeiten haben das RSO in den letzten 60 Jahren geprägt, unter Ihnen Sergiu Celibidache, Carl Schuricht, Sir Georg Solti, Giuseppe Sinopoli, Carlos Kleiber, Sir Neville Marriner, Georges Prêtre und Herbert Blomstedt. Ebenso konzertieren regelmäßig hochkarätige Solisten aller Generationen beim RSO.

Seit 1998 ist Sir Roger Norrington Chefdirigent des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart. Er verleiht "seinem" Orchester ein unverwechselbares klangliches Profil durch die Verbindung von historisch informierter Aufführungspraxis mit den Mitteln eines modernen Sinfonieorchesters. Ergebnis dieser Synthese ist ein "reiner Klang", der von der Presse gerne als "Stuttgart Sound" bezeichnet wird.

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Kerstin Unseld