Musikstück der Woche mit Javier Zafra und dem Freiburger Barockorchester

Antonio Rosetti: Konzert für Fagott und Orchester B-Dur

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AUTOR/IN
Doris Blaich

Leicht, lichtvoll, honigsüß | Musikstück der Woche vom 17.07.2017

Kein Wunder, dass das Fagott in „Peter und der Wolf“ den Großvater spielt, sein Klang tut schließlich keiner Fliege was zu Leide. Aber: Fagotte können auch ihre Behäbigkeit überwinden und sprudeln und hüpfen. Antonio Rosetti verlangt in seinem Fagottkonzert beides. In unserem Mitschnitt spielt Javier Zafra mit dem Freiburger Barockorchester, Gottfried von der Goltz hat die Leitung. Das Konzert war am 10. Juni 2008 im Freiburger Konzerthaus.

Direkt neben Haydn und Mozart

„Es läßt sich kaum etwas Leichteres, Lichtvolleres, Honigsüßeres denken als die Stücke dieses Mannes“, schrieb Christian Friedrich Daniel Schubart über den Komponisten Antonio Rosetti. Und weiter: „Die Naivetät ist sonderlich sein Hauptzug. So leicht seine Sätze aussehen, so schwer sind sie vorzutragen, wenn man kein eigenes Herzgefühl hat … Die Grazie und Schönheit ist so unendlich feiner Natur, daß man nur mit der Hand zucken darf, so ist ihr zarter Umriß zerstört.“ Schubart hielt Rosetti für „einen der beliebtesten Tonsetzer unserer Zeit“, der englische Musikhistoriker Charles Burney nannte ihn in einem Atemzug mit Mozart und Haydn.

Fagott (Foto: SWR, SWR - Musikhochschule Karlsruhe)
Fagott

Rosetti hieß eigentlich Franz Anton Rösler, hatte aber bald gemerkt, dass sich ein bisschen Italianità im Namen seine Karrierechancen steigerte. Er wurde um 1750 geboren und gehört zu den zahlreichen böhmischen Musikern, die im 18. Jahrhundert an deutschen Höfen tätig waren. 1773 trat er in die Hofkapelle des Fürsten zu Oettingen-Wallerstein ein, damals eine der besten überhaupt. Rosettis Kammermusik, seine Bläserkonzerte und seine eleganten Sinfonien waren zu seinen Lebzeiten in Abschriften und Drucken in ganz Europa verbreiten. In Paris wie London standen sie auf den Konzertprogrammen. 1789 wechselte Rosetti auf den Kapellmeisterposten von Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin nach Ludwigslust – diese Stelle war wesentlich besser bezahlt als seine vorige. Dort starb er am 30. Juni 1792.

Rosettis Fagottkonzerte

Fünf Konzerte für Fagott und Orchester sind aus Rosettis Feder überliefert. Sie sind wahrscheinlich alle für Christoph Ludwig Hoppius geschrieben, dem Fagottisten der Hofkapelle von Oettingen-Wallerstein. Über das Fagott (damals noch mit wesentlich weniger Klappen ausgestattet als das moderne Instrument und etwas weicher und vollmundiger im Klang) schreibt Rosettis Zeitgenosse Schubart: „der Ton des Instruments ist so gesellschaftlich, so lieblich geschwätzig, so für jede unverdorbene Seele gestimmt, daß der letzte Tag der Welt gewiß noch viele tausend Fagotte unter uns antreffen wird.“

Javier Zafra

stammt aus Alicante und studierte in seiner Heimatstadt und in Den Haag modernes und historisches Fagott. Er spielt in zahlreichen namhaften Alte-Musik-Ensembles wie Anima Aeterna, dem Orchestre des Champs Elyséees, Concert d’Astrée, Al Ayre Espanol und Le Cercle de L’Harmonie. Seit 1999 ist er Mitglied des Freiburger Barockorchesters.

Freiburger Barockorchester

Das "Barock" im Namen des Freiburger Barockorchester Orchesters ist mehr als nur eine Epochenbezeichnung: Es steht für die aufführungspraktische Perspektive der Musiker und für ihren Spaß am Musikantischen, an einem kultivierten und zugleich virtuosen Ensemblespiel. Mit diesem musikalischen Selbstverständnis hat das Freiburger Barockorchester die bekanntesten Konzertsäle der Welt erobert. Aus der barocken Perspektive klingt gerade die Musik des 18. und 19. Jahrhunderts jung und modern und keineswegs nach Alter Musik, sondern so unmittelbar, als wäre die Tinte auf den Notenblättern noch feucht.

Unter der künstlerischen Leitung seiner beiden Konzertmeister Gottfried von der Goltz und Petra Müllejans oder unter der Stabführung ausgewählter Dirigenten präsentiert sich das FBO mit rund einhundert Auftritten pro Jahr in unterschiedlichen Besetzungen vom Kammer- bis zum Opernorchester: ein selbstverwaltetes Ensemble mit eigenen Abonnementkonzerten im Freiburger Konzerthaus, in der Stuttgarter Liederhalle und der Berliner Philharmonie und mit Tourneen in der ganzen Welt.

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Doris Blaich