Musikstück der Woche

Johann Sebastian Bach: Präludium und Fuge Nr. 18 gis-Moll mit Bernd Glemser

Stand
AUTOR/IN
Katharina Höhne

Johann Sebastian Bach war unerschöpflich. Insgesamt zweimal komponierte er sich durch alle Tonarten und veröffentlichte mit "Das wohltemperierte Klavier" im Abstand von zwanzig Jahren zwei Bände mit jeweils 24 Stücken.

Er wollte damit Übungsmaterial schreiben, das seinen Schülern auf ihrem Weg zu einer erfolgreichen Karriere begleiten und gestandene Pianisten in ihren Fingerfertigkeiten trainieren sollte. Heute ist Bachs Sammlung weltberühmt und hat sogar auf zahlreiche Platten und Konzertbühnen geschafft.  Im Rahmen der SWR-Reihe "Internationale Pianisten in Mainz", im Dezember 2008, hat Bernd Glemser aus Band 2 das Präludium und die Fuge Nr. 18 in gis-Moll BWV 887 gespielt.

Audio herunterladen (14,6 MB | MP3)

Wohltemperiert

Diese Worte zieren die Titelseites des ersten Bandes von "Das wohltemperierte Klavier". Er entstand zwischen 1720 und 1722, als ihr Komponist, Johann Sebastian Bach, Kapellmeister am kurfürstlichen Hof in Köthen beschäftigt war. Die Idee ein Werk zu schaffen, das mit Präludium und Fuge im Doppelpack durch alle 24 Tonarten wandert, schlummerte schon lange in ihm; eigentlich seit seiner Exkursion nach Lübeck, gut zehn Jahre zuvor, als er beim damals sehr populären Organisten Dietrich Buxtehude in die Lehre ging. Bach bewunderte Buxtehude. Er mochte seine Art zu Spielen und seine Forderungen, die er an eine damals moderne Musik stellte.

Zu Bachs Lebzeiten gab es noch kein Klavier. Damals spielte man entweder Orgel, Clavichord oder Cembalo. Das Problem: Clavichord und Cembalo waren nur einfach gestimmt. Wollte man beispielsweise im Rahmen eines Konzertes Stücke in verschiedenen Tonarten spielen, bedeutete das: Stimmpause. Denn um in eine andere Tonart zu wechseln, musste damals das ganze Instrument neu stimmen. Das war natürlich sehr frustrierend, gerade für Komponisten wie Buxtehude und Bach, die Stücke in jeder Tonart schreiben wollte. Und weil vor allem Buxtehude dieses Problem immer öfter als einschränkend empfand, bat er seinen Musikerkollegen und Organisten Andreas Werckmeister um Hilfe. 

Werckmeister galt zwar als Tüftler, überlegte aber sehr lang, dachte neu und rechnete, bis er auf die Lösung kam. Jedes Instrument hat eine musikalische Stimmung, was dem Klavier jedoch fehlte, war die richtige 'Temperatur'. Werckmeister fand heraus, dass, wenn man alle Halbtöne im gleichen Abstand zueinander stimmt, die einzelnen Intervalle zwar nicht mehr rein klingen aber ein Spiel aller Tonarten möglich machen. 1691 erfand er offiziell die wohltemperierte Stimmung und lieferte Bach damit die Steilvorlage für sein Werk. Als er "Das wohltemperierte Klavier" schrieb, wollte er Werckmeisters Leistung huldigen und gleichzeitig demonstrieren, dass sein Prinzip tatsächlich funktioniert.   

Zwanzig Jahre später – "Das wohltemperierte Klavier" Band I hatte sich gut etabliert – schrieb Bach den zweiten Band. Während er die Stücke im ersten alle im gleichen Stil geschrieben hatte, bildet Band II eine Art Mixtur. Jedes Duo – Präludium und Fuge – steht für sich zeigen etwas Wesentliches von Bachs Charakter. Sie sind das Ergebnis eines Freigeistes, Trendsetters, der mit seinen Ideen vielen seiner Zeitgenossen weit voraus war. Während in Band I noch die Fuge das Hauptwerk bildete, war es nun das Präludium – kunstvoll und modern gestaltet. Er probierte sich darin aus, experimentierte – sowie wie im Stück Nr. 18 in gis-Moll.  

Bernd Glemser (Klavier)

Bernd Glemser war selbst noch Student an der Freiburger Musikhochschule, als er 1989 zum damals jüngsten Klavierprofessor Deutschlands berufen wurde – dafür musste er sich aber erst einmal exmatrikulieren. Zuvor hatte er bei Klavierwettbewerben auf der ganzen Welt Erfolge gefeiert und 17 Competitions in Folge gewonnen, darunter den Busoni-, den Tschaikowsky- und den ARD-Musikwettbewerb. Von den Preisgeldern kaufte er sich seinen ersten Flügel.

1962 in Dürbheim, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Tuttlingen geboren, ist Bernd Glemser heute überall Zuhause. Egal ob Europa, Asien oder Amerika – die großen Podien gehören ihm. 1996 war er der erste Künstler aus der westlichen Welt, der live im chinesischen Fernsehen spielte. Seine über 30 CD-Aufnahmen erhielten fast ausnahmslos Auszeichnungen. Vielfach geehrt wird es bis heute. 1993 erhielt er den Europäische Pianisten-Preis beispielsweise, 2003 das Bundesverdienstkreuz (2003). Seit 1996 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik Würzburg.

Stand
AUTOR/IN
Katharina Höhne