Musikstück der Woche vom 12.12.2016

Gebet für die nimmer schlafende Gottesmutter

Stand
AUTOR/IN
Dorothea Redepennig
Kerstin Unseld
Katharina Höhne

Sergej Rachmaninow: O Theodokos, immer wachend im Gebet. Geistliches Konzert für siebenstimmigen gemischten Chor a cappella

Die Orthodoxe Liturgie zum Fest Maria Himmelfahrt vertonte Sergej Rachmaninow ähnlich wie Peter Tschaikowsky ganz streng nach orthodoxen Regeln. Das SWR Vokalensemble Stuttgart hat für sein Programm mit Russischer Chormusik dieses Werk aufgenommen, das für die späten aber großartigen Anfänge komponierter russischer Kirchenmusik steht.

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Spät, aber früh vollendet

Sergej Rachmaninows "O Theodokos" ist ein in weittragender Schlichtheit fesselndes Geistliches Konzert. Ebenso wie Peter Tschaikowsky wandte sich Rachmaninow gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Liturgie des Heiligen Chrysostomos zu und setzte die orthodoxe Vigil in Musik. Nicht ohne sich dazu an die Moskauer Synodalschule zu wenden und dort fachlichen Rat zu holen. 1893 - Rachmaninow hatte gerade sein Studium beendet - komponierte er ein imposantes Werk aus fünf kurzen Text-Zeilen, deren Schlüsselworte er mehrfach und nachdrücklich wiederholen lässt. Musikalisch belässt er den schlichten, ja reinen Satz und bewahrt so ganz bewusst den so typischen Charakter orthodoxer liturgischer Musik.

Das Besondere an dieser Komposition ist, dass sie im Kontext der russischen Musikgeschichte zu sehen ist: erst in den 1880er Jahren wurde für geistliche Musik - gegen den Willen der Kirche und vor einem Gericht erkämpft - überhaupt die Erlaubnis zum Notendruck erteilt, was dann zur Folge hatte, dass sich Moskau in Windeseile zu einem Zentrum des Chorgesangs entwickelte. Für Komponisten wie den jungen Rachmaninow genau zum richtigen Zeitpunkt, um sich an dieser Bewegung künstlerisch zu beteiligen.

Sergej Rachmaninows Hände beim Klavierspielen (Foto: IMAGO, imago/United Archives -)
Sergej Rachmaninows Hände beim Klavierspielen

SWR Vokalensemble Stuttgart

Spitzenensembles unter den Profichören und hat im Lauf seiner 70-jährigen Geschichte mehr Uraufführungen gesungen als jeder andere Chor, viele davon unter Leitung von Rupert Huber, der von 1990 bis 2000 Chefdirigent des Ensembles war. Neben der Neuen Musik widmet sich das SWR Vokalensemble vor allem den anspruchsvollen Chorwerken älterer Epochen – insbesondere der Romantik und der klassischen Moderne. Seit 2003 ist Marcus Creed künstlerischer Leiter des SWR Vokalensembles Stuttgart. Unter seiner Leitung wurde das Ensemble für seine kammermusikalische Interpretationskultur und seine stilsicheren Interpretationen vielfach ausgezeichnet, unter anderem dreimal mit dem Echo Klassik und viele Male mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Zuletzt im August 2016 für seine Aufnahme von Martin Smolkas "Poema de balcones".

SWR Vokalensemble Stuttgart (Foto: SWR, SWR -)
SWR Vokalensemble Stuttgart
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Dorothea Redepennig
Kerstin Unseld
Katharina Höhne