Musikstück der Woche mit Ragna Schirmer

Robert Schumann: Impromptus über ein Thema von Clara Wieck op. 5

Stand
AUTOR/IN
Katharina Höhne

Musikstück vom 15.12.2014

Die erste Schwärmerei. Der tyrannische Vater. Der Liebesentzug. Der Gerichtsbeschluss. Die erzwungene Ehe… Als Robert Schumann seine Impromptus op. 5 schreibt, ahnt er nicht, dass sich sein Leben kurz darauf um 180 Grad drehen wird. Die deutsche Pianistin Ragna Schirmer hat die zwölf kleinen Stücke am 24.04.2009 in der Reihe Internationale Pianisten in Mainz gespielt.

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Robert, der große Bruder

Komponist Robert Schumann (Foto: SWR, SWR -)
Robert Schumann

Als Robert Schumann nach Leipzig zieht, um bei Friedrich Wieck in die Lehre zu gehen, lernt er nicht nur wie man gut und richtig Klavier spielt und komponiert sondern macht auch erstmals die Bekanntschaft mit der Tochter seines Mentors: Clara Wieck. Clara ist damals zwölf Jahr alt und so talentiert und schlau, dass sie Robert schnell von sich begeistern kann. Denn Clara mag Robert sehr. Mit ihm kann sie einfach mal Kinder sein und wild herumtoben. Außerdem erzählt ihr Robert Geschichten, die oft so spannend sind, dass sie ihnen viel lieber zuhören möchte als unter der strengen Aufsicht ihres Vaters Klavier zu üben. Doch das geht nicht. Schließlich glaubt jeder, dass sie ein Wunderkind ist.

Robert, die erste große Liebe

Aus anfänglicher geschwisterlicher Sympathie entwickelte sich zwischen Robert und Clara bald mehr. Wenn einer von beiden auf Konzertreise geht, schreiben sie sich Briefe. Die werden von Mal zu Mal länger, lebendiger und intimer. Auch musikalisch kommen sich Robert und Clara näher und machen sich einen regelrechten Spaß daraus, einander kleine Botschaften durch ihre Kompositionen zukommen zu lassen. 

Robert, der Bach-Verehrer

Als Robert Schumann 1833 seine Impromptus schreibt, ist von der Liebe zwischen ihm und Clara noch nichts zu spüren, lediglich ein ehrliches und sehr intensives Einander-Mögen. Denn Schumann hat weniger die Mädchen als die Musik von Johann Sebastian Bach im Kopf. Immer wieder blättert er sich durch Bachs Partituren, um zu verstehen, wie sie funktionieren. Besonders fasziniert ist er von Bachs Variationen, die ihn schließlich dazu anregen, selbst ein paar zu versuchen. 

In op.5 orientiert sich Schumann aber nicht nur an Bach sondern verarbeitet darin erstmals eine musikalische Idee von Clara, genauer das Thema aus ihrer Romance varié pour le Piano op. 3, das Clara zwei Jahre zuvor Robert gewidmet hat. Ob es als Dankeschön für Claras Widmung zu verstehen ist, als Hinweis auf die aufkeimende Liebe oder einfach nur als künstlerische Anerkennung? Wer weiß. 

Robert, der Freiheitsliebende

Um sich vom Mainstream seiner Zeit abzuheben – Variationen über Opernthemen zu schreiben war zu Schumanns Lebzeiten hoch im Kurs – nannte er seine Variationen Impromptus. Denn die Bezeichnung half ihm dabei, sich von der traditionellen Form einer Variation im Bachschen Sinne zu lösen und sich musikalisch frei zu entfalten, zu experimentieren und zwölf charakterlich ganz unterschiedliche Stücke zu schreiben. Die Impromptus sind melancholisch und zart, aufbrausend und temperamentvoll, aber auch nachdenklich und leidenschaftlich.

Ragna Schirmer (Klavier)

Mit "leuchtenden Tönen", "sensiblem Bravour" und "energischer Nobless" überzeugt Ragna Schirmer nicht nur in Deutschland Publikum und Presse sondern weltweit. Immer wieder entdeckt sie in ihren Konzerten, die z.T. von ihr selbst moderiert werden, bekannte und weniger bekannte Kompositionen neu und stellt sie in moderne Zusammenhänge. Schirmer reist durch die wichtigsten Konzertsäle und spielt regelmäßig bei renommierten Festivals wie dem Heidelberger Frühling (artist in residence 2010), Beethovenfest Bonn, MDR MUSIKSOMMER, den Haydn-Festspielen Eisenstadt und den Salzburger Festspielen. Sie musizierte bereits mit namhaften Orchestern wie den Münchner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin oder dem Gewandhausorchester Leipzig, unter der Leitung von u.a. Zubin Mehta, Sir Roger Norrington und Kurt Masur.

Gleich zweimal gewann Ragna Schirmer den Leipziger Bachwettbewerb, was ist dessen Geschichte bis heute einzigartig ist. Zahlreiche weitere Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben, begeisterte Rezensionen sowie zwei ECHO Klassik folgten. Bis heute lehrt sie an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim sowie am "Latina August Hermann Francke" in Halle an der Saale.

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Katharina Höhne