Musikstück der Woche mit dem Eggner Trio

Ludwig van Beethoven: Klaviertrio op. 1 Nr. 2

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AUTOR/IN
Katharina Höhne

Kein Geringerer als Joseph Haydn holte 1792 den damals erst 22-jährigen Ludwig van Beethoven nach Wien. Er wollte ihm dabei helfen ein erfolgreicher Komponist zu werden, auch wenn seine Vorstellung von guter Musik oft nicht mit denen seines Schülers übereinstimmte. Denn Beethoven hatte seinen eigenen Kopf und veröffentliche gegen den Willen seines Lehrers das Trio für Violine, Violoncello und Klavier op. 1. Am 24. März 2007 spielte das österreichische Eggner Trio in der Villa Ludwigshöhe in Edenkoben daraus das G-Dur-Trio.

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Auf Talentsuche: Beethoven folgt Haydn nach Wien

Als Joseph Haydn Ludwig van Beethoven in Bonn kennenlernte, wurde ihm schnell bewusst, dass er eines dieser Talente war, die er lieber im Auge behalten wollte. Denn die Ideen dieses jungen Mannes waren sehr modern, ja fast schon revolutionär. Deshalb bot er Beethoven an, ihm als Schüler nach Wien zu folgen. 

Leider war Haydn kein guter Lehrer. Völlig überlastet und mit eigenen Werken immer öfter in London beschäftigt, fand er kaum die Zeit, um Beethoven vernünftig zu unterrichten. Beethoven wiederum empfand das sogar als Erleichterung, denn schon in den ersten Stunden hatte er festgestellt, dass seine Ideen und Ansichten deutlich von denen seines Mentors abwichen. Deswegen nahm er auch heimlich Unterricht bei anderen Musikern, bei denen er seiner Meinung nach mehr lernen konnte. 

Auf dem Markt: Beethoven nimmt einen zinslose Kredit auf

Zur gleichen Zeit machte Beethoven auch Bekanntschaft mit Karl Lichnowsky, Kammerherr am kaiserlichen Hof von Wien. Er war ein großer Musikmäzen und hatte bereits Mozart finanziell unterstützt. Lichnowsky bot Beethoven einen zinslosen Kredit an, aber nur so lange, bis er eine Festanstellung finde, sagte er. Doch dazu kam es nie, da sich beide vorher zerstritten. Davor jedoch nahm der Musikmäzen Beethoven mit auf seine Reisen und ließ ihn in seinem Privatsalon seine neuesten Werke aufführen, wie die drei Klaviertrios aus op.1, bei denen Beethoven Pianist war. 

Op. 1 war Beethovens erster Versuch in dieser Gattung und das Resultat seiner intensiven Studien von Mozarts Klavierquartetten. Deswegen verwundet es auch nicht, dass die drei Stücke hier und da ein wenig nach dem dritten Wiener Klassiker klingen. Vor allem aber erinnern sie an Haydn, weil Beethoven darin auf ein Stilmittel zurückgriff, das Haydn nur allzu gern in seinen eigenen Werken einsetzte: ein erzählerischer Ton, der klingt, als würden sich zwei Menschen angeregt miteinander unterhalten. Beethoven selbst, der später mit seiner innigen und aufbrausenden Tonsprache die Tür zur Romantik öffnete, blitzt nur vereinzelt auf. 

Auf dem Prüfstand: Beethoven trotzt Haydns Kritik

Joseph Haydn stand dem Werk seines Schülers eher skeptisch gegenüber. Er wisse nicht, ob es dem Wiener Publikum gefalle, sagte er zu Beethoven, weil es so manche Dame oder auch so manchen Herren durchaus überfordern könne. Beethoven ließ sich davon jedoch nicht beirren und brachte Op. 1 erfolgreich zur Uraufführung. 

Das Trio Nr. 2 wurde das Herzstück des Werks, weil sich der späte Beethoven darin am meisten zeigt. Ganz unangestrengt vereint es verschiedene Gemütszustände: fröhliche Jugendlichkeit, tiefer Ernst und zarte Innigkeit. Im Mittelpunkt steht der Mensch, mit all seinen Gedanken und Gefühlen: Er läuft über eine unsichtbare Bühne, scherzt, lacht und fordert sein Gegenüber mit jeder Menge Wortwitz heraus. Dann zieht er sich zurück, ist tiefsinnig und nachdenklich, bevor er sich von der Schwere der Gedanken befreit und im 4. Satz wieder ganz der alte ist. 

Eggner Trio

Vor mittlerweile 17 Jahren gründeten die drei Brüder Georg (Violine), Florian (Cello) und Christoph Eggner (Klavier) das Eggner Trio. Seit dem ist das österreichische Ensemble eines der renommiertesten Klaviertrios unserer Zeit. Mehrere Tourneen führten das Trio bereits um die ganze Welt, von Europa über Argentinien und die USA bis nach Japan und Australien, wo es in bedeutenden Konzertsälen wie der Wigmore Hall in London oder dem Concertgebouw Amsterdam spielte.

Dass das Trio bis heute eine musikalische Strahlkraft besitzt, die weit über den eigenen Kontinent hinausreicht, liegt vor allem am Melbourne International Chamber Music Competition, wo es den ersten Preis gewann, sowie der „Rising Stars“-Reihe, die das Trio 2006 in die Carnegie Hall nach New York brachte, in die Cité de la musique Paris, ins Festspielhaus Baden-Baden, die Kölner Philharmonie, das Mozarteum Salzburg und den Wiener Musikverein. Dazu ist das Eggner Trio ein gern gesehener Gast bei Festivals wie dem Kissinger Sommer oder dem Heidelberger Frühling. Neben ihrer Tätigkeit als Kammermusiker konzertieren die drei Brüder auch als Solisten und haben bereits mehrere CDs bei Live Classics eingespielt.

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Katharina Höhne