Musikstück der Woche vom 27.8.2012

Musenmix

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AUTOR/IN
Doris Blaich

Maurice Ravel: Klavierkonzert G-Dur

Jazz, baskische Volksmusik und klassische Klavierkunst: In seinem Klavierkonzert G-Dur hat Maurice Ravel unerschrocken (und sehr virtuos) verschiedene Musen miteinander vermischt. In unserer Live-Aufnahme spielt die große argentinische Pianistin Martha Argerich, begleitet vom SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Tugan Sokhiev ist der Dirigent. Das Konzert fand im Januar 2010 im Konzerthaus Freiburg statt.

"Aufgelockert und brillant" sollte sein Klavierkonzert sein, sagte Ravel einmal, "und nicht auf Tiefe und dramatische Effekte abzielen. Man hat von bestimmten großen Klassikern behauptet, ihre Konzerte seien nicht 'für', sondern 'gegen' das Klavier geschrieben ... Ich hatte eigentlich die Absicht, dieses Konzert mit 'Divertissement' zu betiteln. Dann aber meinte ich, dafür liege keine Notwendigkeit vor, weil eben der Titel 'Concerto' hinreichend deutlich sein dürfte." Mozart und Saint-Saens waren dafür seine große Vorbilder.

Seit 1910 hatte sich Ravel mit der Idee beschäftigt, ein Klavierkonzert zu schreiben. Aber immer wieder kam etwas dazwischen. So fand die Uraufführung erst am 14. Januar 1932 statt. Ravel selbst stand am Dirigentpult in der Salle Pleyel in Paris. Eigentlich hätte er selbst gerne den Solopart gespielt, aber sein Gesundheitszustand ließ es nicht zu. So spielte die Pianistin Marguerite Long das Klaviersolo. Sie gehörte zu den führenden Interpretinnen der zeitgenössischen französischen Klaviermusik und war auch als Pädagogin berühmt (nach ihr ist übrigens auch der Long-Thibaut-Wettbewerb für Geiger und Pianisten benannt).

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"Hauptsache, Sie schreiben ein Konzert!"

In einem Interview von 1965 – da war sie bereits 90 Jahre alt – erinnert sich Marguerite Long: "Eines Tages hat er [Ravel] mir bei einem großen Diner erzählt: 'Wissen Sie, Marguerite, ich schreibe gerade ein Klavierkonzert für Sie'. Ich war begeistert! Und er fragte mich, ob es mir was ausmache würde, wenn es mit Triller und pianissimo ausklingen würde. Ich sagte, das ist mir doch völlig egal! Hauptsache, Sie schreiben ein Konzert! Und als er mir das Manuskript brachte, am 11. November 1931, da hab ich mich an die Arbeit gemacht. Nicht sofort, die Aufführung sollte am 14. Januar 1932 sein. Er war wahnsinnig ungeduldig, er wollte immer was hören. Ich hab ihm gesagt: 'Wenn Sie so weiter machen, kann ich es nicht erarbeiten. Das geht nicht.' Ich hatte Schwierigkeiten, seine Noten zu lesen. Aber als ich dann die Musik darin entdeckt habe, war ich aufgeregt und zutiefst bewegt. Als ich im großartigen Andante zum Thema des Englisch Horn kam, das über den 32steln im Klavier aufblüht, so unbeschreiblich schön, da sind mir die Tränen runtergelaufen ... klar!
Ravel dirigierte die Uraufführung. Das war eine große Premiere, es kamen so viele, wir mussten manche Leute wieder wegschicken. Ein großer Tag!"

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg

Das 1946 gegründete SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg identifiziert sich bis heute mit den Idealen seiner "Gründerväter", die der festen Überzeugung waren, dass die engagierte Förderung der neuen Musik ebenso wichtiger Bestandteil des Rundfunk-Kulturauftrags ist wie der Umgang mit der großen Tradition.
In diesem Sinne haben die Chefdirigenten von Hans Rosbaud über Ernest Bour bis zu Michael Gielen gearbeitet und ein Orchester kultiviert, das für seine schnelle Auffassungsgabe beim Entziffern neuer, "unspielbarer" Partituren ebenso gerühmt wird wie für exemplarische Aufführungen und Einspielungen des traditionellen Repertoires eines großen Sinfonieorchesters. An die 400 Kompositionen hat das Orchester bisher uraufgeführt und damit Musikgeschichte geschrieben; es gastiert regelmäßig in den (Musik)-Hauptstädten zwischen Wien und Amsterdam, Berlin und Rom, Salzburg und Luzern. Von 1999 bis 2011 hat Chefdirigent Sylvain Cambreling das Orchester entscheidend geprägt. Seit September 2011 steht François-Xavier Roth an der Spitze.

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Doris Blaich