Musikstück der Woche mit Maude Gratton und Il Convito

Johann Sebastian Bach: Cembalo-Konzert g-Moll

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Bach hat sich selbst kopiert — und damit eine neue Gattung begründet. Aus einem Violinkonzert machte er dieses Cembalokonzert. Konzertsolisten am Tasteninstrument: Das hatte die Welt noch nicht gehört.

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Als Thomaskantor und beliebter Dienstleistungskomponist der europäischen Fürstenhäuser ist Bach in Leipzig ausgelastet — sollte man meinen. Nebenbei allerdings spielt er zehn Jahre lang einen wöchentlichen „Steady Gig“ mit dem Studentenensemble Collegium Musicum, das einst sein Kollege Telemann gegründet hat - ganz profan im „Zimmermannischen Caffe-Hauß“ mitten in Leipzig.

Am Cembalo: Maude Gratton

Den wöchentlichen Zusatzdienst nutzt Bach für Tüfteleien. Was sich spätestens in seinem 5. Brandenburgischen Konzert andeutet, denkt er hier zu Ende: Die Emanzipation des Cembalo, weg vom Generalbassbegleiter, hin zum Soloinstrument vor dem Orchester.

Dazu greift er in die Schublade: das Cembalokonzert g-Moll ist sein bekanntes a-Moll Violinkonzert. Nur einen Ton tiefer und in der Solostimme mit Akkordbrechungen und Pendelfiguren angereichert, wie sie für Tasteninstrumente typisch sind. 

Wie rund das klingt, zeigte Maude Gratton 2017 am Cembalo im Ettlinger Schloss, gemeinsam mit ihrem Ensemble iL Convito. Nehmen Sie sich ein Getränk Ihrer Wahl und unser Musikstück der Woche mit auf den Balkon und träumen Sie sich ins barocke Leipzig. So wie in Zimmermanns Kaffeegarten hatte die Welt das Cembalo noch nicht gehört. 

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SWR