Musikstück der Woche vom 22.07.2013

Beflügelt durch Erfolg und Sperlinge

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Georg Friedrich Händels erste Oper für London kam im Jahr 1711 gut an. Und mit ihr Händel als Opernkomponist. Seine Londoner Karriere sollte 3 Jahrzehnte dauern und Dutzende von Opern hervorbringen.

Mit Ausschnitten aus der Oper "Rinaldo" wurden 2013 die 36. Händelfestspiele Karlsruhe eröffnet. Es traten am 15.2.2013 der Countertenor William Purefoy sowie der Trompeter Reinhold Friedrich gemeinsam mit den Deutschen Händel-Solisten auf.

Eine bunt bemalte Händelbüste steht vor einem Schloss (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa -)
Händel-Büste in Karlsruhe

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Kreuzritter-Barock

Händels Librettist Giacomo Rossi staunte nicht schlecht: "Herr Händel, der Orpheus unserer Zeit, gab mir, während er die Noten schrieb, kaum Muße, die Worte zu Papier zu bringen und zu meiner größten Verwunderung sah ich eine ganze Oper durch dieses erstaunliche Genie in nur zwei Wochen in Musik gesetzt, und dies in größter Vollkommenheit." Das geschah im Dezember 1710. Händel war just in London angekommen und begann sofort, seine erste Oper für die englische Hauptstadt zu schreiben. Die Uraufführung fand schon im Februar 1711 im Queen’s Theatre statt, jenem Theater am Londoner Haymarket also, dem kurz zuvor das Monopol für Opernproduktionen zugesprochen worden war. Ein Riesenerfolg wurde dieser "Rinaldo" für Händel, ein glanzvoller Beginn von Händels dreißig Jahre währender Laufbahn als Opernkomponist in London. Und abgesehen von der Musik war es wohl auch die glänzende Bühnenausstattung, die diesen Erfolg im wahrsten Wortsinne 'beflügelte', und zwar mit lebendigen Sperlingen, feuerspeienden Drachen und Flugmaschinen auf der Bühne.

Das Libretto geht zurück auf das Versepos „Gerusalemme Liberata“ von Torquato Tasso aus dem Jahr 1575, das die Eroberung Jerusalems auf dem ersten Kreuzzug unter der Führung des Gottfried von Bouillon im Jahre 1099 darstellt. Goffredo (so der Opernname von Gottfried von Bouillon) und Rinaldo inspizieren im 3. Akt gemeinsam ihre Truppen, die sie gegen die Sarazenen aufgestellt haben. Hier singt Rinaldo kurz vor der Schlacht seine Arie "Or la tromba in suon festante", die – wie auch die Marcia und Battaglia – Händel in seiner späteren Fassung der Oper 1731 herausstrich.

Reinhold Friedrich (Trompete)

Reinhold Friedrich ist seit seinem Erfolg beim ARD-Wettbewerb 1986 auf allen wichtigen Podien der Welt zu Gast. Sein Debüt bei den Berliner Festwochen von 1982 mit der Sequenza X von Luciano Berio und das Debüt im Wiener Musikvereinsaal 1994 mit dem Trompetenkonzert von Joseph Haydn, gespielt mit der Klappentrompete, umreißen das weite Spektrum seiner Aktivitäten.
Er ist Professor für Trompete an der Hochschule für Musik Karlsruhe und des weiteren Honorarprofessor an der Royal Accademy of Music in London und Gastprofessor an der Royal Accademy of Music in Aarhus /Dänemark und an der Elisabethen-Hochschule für Musik in Hiroshima/Japan.
Er gibt u.a. Meisterkurse an der Royal Academy in London, am Royal Conservatorium in Aarhus, in Interlaken, in Lubliana, Silico, Ochsenhausen, Senlis und Hiroshima.

Willam Purefoy (Countertenor)

Seit seinem Studium am Magdalen College Oxford und an der Guidhall School of Music and Drama in London war der Countertenor Willam Purefoy Finalist im Kathleen-Ferrier-Wettbewerb und Gewinner des NFMS-Wettbewerbs für junge Konzertkünstler und erarbeitete sich danach bei Konzerten, Liederabenden und Opernauftritten hohes internationales Ansehen. In Neuseeland sang er in Händels "Xerxes", in Basel in Monteverdis "Popäa", in Hannover in Händels "Julius Cäsar". Beim Buxton Festival war er in Händels "Semele", "Hercule" und "Partenope" zu erleben, für die Garsington Opera sang er in Haydns "Il mondo della luna", für die Scottish Opera in Händels Tamerlano.
Seine einprägsame Stimme ist auf zahlreichen CD-Aufnahmen zu hören u. a. mit Musik von Vaughan Williams, Buxtehude, Boyse, Purcell, er trat in dem Film "Young Victoria" ebenso auf wie in der Fernsehserie "In Search of Shakespeare".

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Kerstin Unseld