Musikstück der Woche mit Julian Prégardien

Robert Schumann: Heine-Liederkreis

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AUTOR/IN
Doris Blaich

Endorphinrausch und Grabessehnsucht: in Schumanns erstem Liederzyklus irrt ein Herz durch die Zauberlandschaft und die Abgründe der Liebe. Julian Prégardien singt, und er hat diese Lieder auch für Streichquartett und Stimme bearbeitet.

Besessen vom Klavier ist Robert Schumann als junger Mann: er schreibt fast ausschließlich Klaviermusik, er übt exzessiv Klavier – praktisch Tag und Nacht. Dabei strapaziert er seine Gelenke mit einer selbstquälerischen Hebelvorrichtung, von der er sich mehr Geläufigkeit und Muskelkraft erhofft – und ruiniert damit seine Pianistenkarriere.

Neuland Lied

Urplötzlich entdeckt er den Gesang für sich, das Lied: eine völlig neue Ausdruckswelt. Wie im Rausch schreibt er in seinem berühmten "Liederjahr" 1840 ein Lied nach dem anderen – mehr als 150 Stück!

"Ach, Clara, was das für eine Seligkeit ist, für Gesang zu schreiben; die hatte ich lang entbehrt", schriebt Schumann an seine Braut Clara Wieck, die er 1840 endlich heiraten wird, nach langen und schmerzhaften Querelen mit Claras Vater. Alle Zeichen stehen auf Liebe – und so wundert es nicht, dass Schumann für seine Lieder vor allem Liebesgedichte auswählt: überschwänglich-jauchzende, aber auch verzagte, verbitterte, unerfüllte und schmerzvoll-verzehrende; die Liebe in all ihren Schattierungen wird in Schumanns Liedern zur Musik.

Heine-Liederkreis

Schumann hat für seinen ersten Liederzyklus neun Gedichte aus Heinrich Heines „Junge Leiden“ ausgewählt. Seine Zusammenstellung ergibt eine Handlung: Ungeduld und Vergebliches Warten auf die Liebste, Einsamkeit, Abschied, poetischer Ausklang. Es ist eine musikalische Wanderung durch die Landschaft einer liebenden – und an ihrer Liebe leidenden – Seele.

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Doris Blaich