Musikstück der Woche vom 13.02. bis 19.02.2012

Italien - Frankreich - Polen

Stand
AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Ein italienischer Tanz mit französischem Charme aus polnischer Feder: Für Streichquartett bearbeitet erweitern "Nocturne und Tarantella" op. 28 Karol Szymanowskis überschaubares Quartett-OEuvre.

Das Szymanowski Quartett mit Andrej Bielow und Grzegorz Kotów (Violinen), Vladimir Mykytka (Viola), Marcin Sieniawski, Violoncello spielte im Ettlinger Schloss am 26. Oktober 2008 diese Bearbeitung.

Repertoire-Erweiterung

Karol Szymanowski, dessen Namen sich das junge Quartett des Abends bei seiner Gründung 1995 gewählt hat, gilt als Repräsentant der beginnenden Neuen Musik in Polen und als ein Künstler, der der polnischen Musik nach Chopin zu europäischer Bedeutung verholfen hatte. Er wurde 1882 in Tymoszówka in der heutigen Ukraine geboren und wurde durch zahlreiche Auslandsaufenthalte ein 'echter' Europäer: Neben Reisen u.a. nach Italien und Nordafrika lebte er in den Jahren 1906-08 in Berlin, von 1912-14 in Wien und von 1917-19 in Russland, ehe er 1920 – und damit nach der Wiedereinrichtung des unabhängigen Polens - nach Warschau zog, wo er am Konservatorium als Professor für Komposition und als Direktor wirkte. 1937 starb Szymanowksi in Lausanne.                                                    

Für Streichquartett-Besetzung hinterlies Szymanowski nur zwei Werke (geschrieben 1917 und 1927). Seine beiden kurzen Stücke "Nocturne und Tarantella", die als op. 28 im Jahr 1915 unter dem Eindruck des französischen Impressionismus entstanden, komponierte Szymanowski für die Besetzung Violine und Klavier. Vor allem die Tarantella zeichnet sich naturgemäß durch instrumentale Brillanz und rhythmischen Schwung aus. Miroslav Skoryk, der 1938 in Lwów (Lemberg) geborene polnische Komponist, Pianist, Musikwissenschaftler und Pädagoge, bearbeitete Szymanowskis op. 28. für Streichquartett und erweiterte damit das Quartett-Repertoire seines polnischen Landsmannes um ein reizvolles Werk.

Szymanowski Quartet

Die Ensemblegeschichte des 1995 gegründeten Szymanowski Quartets zieren Erfolge bei Wettbewerben, deren Namen bereits auf Komponisten hinweisen, die den vier aus Polen und der Ukraine stammenden Musikern am Herzen liegen. So erhielt das Ensemble einen ersten Preis beim internationalen Musikwettbewerb "In Memoriam Dmitri Schostakowitsch" in Hannover und wurde 2005 mit dem renommierten "Szymanowski-Preis" ausgezeichnet. Damit ging dieser von der "Karol Szymanowski Foundation" in Warschau verliehene Preis zum ersten Mal in seiner Geschichte an ein Streichquartett. 

Seine kammermusikalische Ausbildung erhielt das Szymanowski Quartet an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover bei Hatto Beyerle, der das Ensemble als Lehrer und Mentor betreute. Neben seiner regen Konzerttätigkeit verfeinert das Szymanowski Quartett sein Spiel durch regelmäßige musikalische Arbeit mit Isaak Stern, Walter Levin und Quartetten wie Amadeus, Emerson, Juilliard und Guarneri. Seit 2000 unterrichtet das Ensemble als "Quartet in Residence" selbst eine Kammermusikklasse an der Musikhochschule Hannover. Nach über 10 Jahren Zusammenarbeit in unveränderter Besetzung hat im Ensemble die Position des Primarius' gewechselt: 2006 wurde Marek Dumicz von Andrej Bielow abgelöst. Der 1981 in der Ukraine geborene Geiger studierte von 1996 an ebenfalls an der Musikhochschule in Hannover und ist u.a. ARD-Preisträger des Jahres 1999. Das Szymanowksi Quartett spielt heute in der Besetzung: Andrej Bielow und Grzegorz Kotów (Violinen), Vladimir Mykytka (Viola), Marcin Sieniawski, Violoncello.

"Außerordentliches Empfinden für die Klangbalance im Ensemble" konstatierte der Musikkritiker Paul Cutts in "The Strad" 2002 dem Szymanowski Quartet. Neben dem künstlerischen Aspekt zeichnen für die Klangbalance besonders auch die Instrumente selbst verantwortlich, die sich in diesem Ensemble interessant zusammensetzen. Mit Ausnahme des Primarius’, der auf einer Geige von Guiseppe (Filius Andreae) Guarneri musiziert, spielen alle Mitglieder auf modernen Instrumenten aus der Werkstatt von Hans Schicker in Freiburg im Breisgau.

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Kerstin Unseld